Das Loch im Portemonnaie lässt sich stopfen

1. November 2014
Das Loch im Portemonnaie lässt sich stopfen

Das Geld im Griff - mit dem interaktiven Lehrmittel MoneyFit lernen Jugendliche die Grundlagen des Geldes und der Budgetplanung kennen.

Mit Geld kompetent umzugehen, fordert junge Menschen besonders heraus. Materielle Verlockungen oder das Verhalten der Peers können das persönliche Budget strapazieren. Ein neues Lehrmittel für die Mittelstufe will hier gegensteuern.

Brian ist 11 Jahre alt und geht in die 5. Klasse. Er mag Fussball. Seine Schwester Julie besucht die 6. Klasse. Sie spielt Bass, hört Rockmusik und möchte später eine Lehre als Informatikerin machen. Brian und Julie verdienen ihr erstes Geld mit einem Auftritt am Dorffest, sie beschäftigen sich mit dem Kauf eines Smartphones und führen über ihre Einnahmen und Ausgaben Buch. Dies ist die Ausgangslage des neuen Lehrmittels “MoneyFit”, das PostFinance im Oktober veröffentlicht hat. “Ausgerichtet auf die Mittelstufe eignet sich ‘MoneyFit’, um mit Schülerinnen und Schülern Grundlagen zum Thema Geld zu erarbeiten und Erfahrungen mit Budgetplanung zu sammeln”, erklärt Stephan Wüthrich, Projektleiter des Lehrmittels. Dieses besteht aus einem Schülerheft mit vier Modulen und einer Onlineplattform (www.moneyfit.ch). Was angenehm ins Auge fällt: Auf Markenpräsenz seitens PostFinance wird weitgehend verzichtet. Und “MoneyFit” will nicht nur Finanzvokabular vermitteln,  die Schülerinnen und Schüler sollen darüber hinaus ihre eigene Einstellung zu Geld reflektieren und diese mit den Ansichten Gleichaltriger vergleichen. Das didaktische Vorgehen basiert auf drei Säulen: Lernen, spielerische Wissensüberprüfung und Wettbewerb. Hat eine Klasse die Testfragen der vier Module gemeistert, kann sie in einem Onlinespiel eine Schulreise oder ein Abschlussfest planen und budgetieren. Diese Projekte münden in einem zweimal jährlich stattfindenden Wettbewerb. “Uns war es wichtig, das Lehrmittel so bedürfnisorientiert wie möglich zu entwickeln”, sagt Wüthrich. “Deshalb haben wir für die Erarbeitung von MoneyFit einen Expertenrat ins Leben gerufen." In diesem war neben Fachstellen für Schuldenberatung, Lehrpersonen, Mitarbeitenden der Caritas auch der LCH mit Geschäftsleitungsmitglied Bruno Rupp vertreten.
Für die Sek I und Sek II bietet PostFinance seit 2009 das interaktive Lernspiel “EventManager” an. Mehrere 10’000 Jugendliche haben bis heute damit gearbeitet. “Wir sind aktuell daran, den EventManager grundlegend zu überarbeiten, er soll im August 2015 neu erschienen. Das Ziel ist es, alle unsere Lernangebote in einem Portal für Financal Literacy zu vereinen”, erklärt Stephan Wüthrich.

Jung und verschuldet?
Bereits Kinder beschäftigen sich intensiv mit Münzen und Noten, was sie bedeuten und wie man sie verwendet. Sie verwalten ihr Taschengeld, verdienen ihre ersten eigenen Batzen und treffen in der Freizeit finanzielle Entscheide. Doch wenn die Medien über die Finanzkompetenz Jugendlicher berichten, bleibt oft nur ein Begriff hängen: Die Schuldenfalle. Die Statistik stützt dieses Schlagwort nur zum Teil: Das Finanzunternehmen Intrum Justitia veröffentlicht jährlich einen Schuldenradar und hält in der aktuellen Ausgabe zwar fest, dass die 25- bis 29-Jährigen das höchste Verschuldungsrisiko haben. Zugleich kommt zur Sprache, dass die Zahlungsmoral der 18- bis 25-Jährigen steigt. Intrum Justitia führt diese Verbesserung auch auf die aktive Präventionsarbeit mit Jugendlichen zurück. Das Bild einer Jugend, die verantwortungsvoll mit Geld umgehen kann, unterstreicht die im Juli erschienene Studie “Juvenir 3” der Jacobs Foundation (www.juvenir.ch).
Gerade online finden sich passende Angebote, die altersgerecht und thematisch fundiert auf Fragen rund um Geld und Schulden eingehen. Am umfassendsten macht das Iconomix, das webbasierte Wirtschaftsportal der Nationalbank für die Sek II (www.iconomix.ch). Die Schweizer Bankiervereinigung listet auf money-info.ch Links für die unterschiedlichen Schulsstufen auf. Einen Zugang zu allen regionalen Präventionsstellen und zu Materialien für die Unter-, Mittel- und Oberstufe verschafft die Schuldenberatung Schweiz  auf schulden.ch. Passend fürs Smartphone hat Caritas im Frühling die kostenlose App «Caritas My Money» lanciert. Damit behalten Jugendliche und junge Erwachsene ihre Ausgaben im Griff und wissen immer und überall, was finanziell drinliegt und was nicht. Und für Junghaushalte bildet die App “Budgetberatung Schweiz” einen idealen Begleiter (www.budgetberatung.ch).

11_2014.pdf (173.45 KB)

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