“Der Inhalt muss die Schüler bewegen”

1. Juli 2014
“Der Inhalt muss die Schüler bewegen”

Die Klasse 1a der Mädchensekundarschule Kathi aus Wil gewann mit "Swisstick" den Publikumspreis.

131 Websites von Schulklassen rangen am diesjährigen Junior Web Award um die Gunst der Jury. Hinter den Siegerprojekten steckt grosser Aufwand, und auch eine Portion Swissness.

"Wenn eine Schulklasse künftig die Schweiz als Unterrichtsthema behandelt, sollte die Webseite Swisstick fester Bestandteil der Lektionen sein.” Mit diesen Worten präsentierte Jury-Präsident Claudio Dinisio Mitte Mai am Junior Web Award das Siegerprojekt der Klasse 6b aus Meilen. Auf über 300 einzelnen Seiten porträtieren die Meilemer Schülerinnen und Schüler die 26 Kantone und halten ihre Merkmale und Eigenarten fest. Ist man als Besucher durch einen Kanton «gewandert», wartet als Abschluss ein Quiz. Der Fundus an Information ist gross, auch die Multimedialität wird gross geschrieben, sind die Beiträge doch teilweise als Podcasts und Trickfilme aufgearbeitet.
Für Jussi Fritschi, einer der verantwortlichen Lehrer, war der Erfolg am Junior Web Award nicht voraussehbar. “Wir wussten zwar, dass wir ein gutes Projekt vorgelegt hatten, aber dass es gleich für eine Kategoriensieg reichte, überraschte uns.” Jussi Fritschi leitet das Lernzentrum im Primarschulhaus Obermeilen, eine Lernwerkstatt, in der Klassen projektbezogen arbeiten. Zusammen mit der Klassenlehrerin Alexandra Rüegg kam die Idee auf, den Mittelstufe-Klassiker “Die Schweiz” in Form eines interaktiven Parcours zu dokumentieren. Innert sechs Wochen entstand Swisstick. Diese intensive Phase packte die Schülerinnen und Schüler und sie nutzen auch ihre Freizeit, um am Unterrichtsprojekt zu arbeiten. “Für das Recherchieren und Schreiben der Texte haben wir in der Klasse Zweitergruppen gebildet und GoogleDrive genutzt”, sagt Fritschi. “War ein Text soweit, wurde er der Lehrperson freigegeben.” Überhaupt seien einige technische Hilfsmittel zum Einsatz gekommen, die den Schülerinnen und Schülern die Arbeit erleichterten. So habe man sämtliche Quizformen mit Hilfe von learningapps.org umgesetzt und für die Trickfilme auf die Software “StopMotion” zurückgriffen.

Inhalt vor Technik
Jussi Fritschi hat schon einige Websites mit Schülerinnen und Schülern entwickelt, seine verkürzte Faustregel lautet: Inhalt vor Technik. “Der Inhalt eines Webprojekts muss von den Schülerinnen und Schüler kommen und muss sie bewegen. Auch bei Swisstick standen technische Aspekte im Hintergrund, wir haben mit simplen HTML-Vorlagen gearbeitet und auf die Texte, Bilder, Podcasts und Trickfilme fokussiert. Als die Schülerinnen und Schüler gegen Ende der Projektphase zum ersten Mal die ganze Website sahen, waren sie selber sehr beeindruckt von der Arbeit der Klasse.” Als positiv empfindet Fritschi auch die Wirkung eines Webprojekts nach dessen Abschluss. “Der Lernprozess und die schulische Arbeit erhalten einen anderen Charakter, wenn Resultate davon öffentlich einsehbar werden. Swisstick wird genutzt, wir erhalten aufstellendes Feedback dazu”, so Fritschi. Und ein weiterer schöner Nebeneffekt für die Klasse 6b: Die am Junior Web Award gewonnenen Tablets kommen im Unterricht bereits regelmässig zum Einsatz.
131 Projekte machten an der achten Ausgabe des Junior Web Awards mit. Am  meisten Beiträge stammen aus den Kantonen Bern und Luzern mit 25, respektive 19 Klassenwebsites. Mal für mal bewundernswert ist die Themenvielfalt und Phantasie, die in den Projekten zum Ausdruck kommt. In der Gunst des Publikums ganz oben landete WWKids der Mädchensekundarschule Kathi aus Wil. Ausgehend von der multikulturellen Zusammensetzung der Klasse vergleicht diese Website Schule, Freizeit und Sportaktivitäten von Kindern in Schweden, Ecuador, Australien, Indien, Kenia und Thailand.
In jeder Hinsicht auf Augenhöhe mit professionellen Tourismus-Webseiten befindet sich “Jura Activitiés”, das zweitplatzierte Projekt in der Kategorie Sekundarstufe 2. Wer mit dem Gedanken spielt, die Ferien in der Ajoie, in Delémont oder in den Franches Montagnes zu verbringen, findet hier eine Vielzahl an Ausflugszielen, die sich nach Interesse filtern und bewerten lassen.
Alle Gewinnerprojekte der Ausgabe 2014 sind auf juniorwebaward.ch aufgeführt. Und schon bald geht der Wettbewerb in die nächste Runde: Interessierte Lehrpersonen können sich ab dem 11. August registrieren. Organisiert wird der Wettbewerb von SWITCH, der Schweizer Stiftung, die seit 1987 das Schweizer Hochschulnetz betreibt und die .ch- und .li-Domänen verwaltet.

Ähnliche Themen

  • Wenn Sternen Flügel wachsen
    1. Juli 2008

    Zur zweiten Auflage des Junior Web Awards reichten Schulklassen über 200 Websites ein. Für das Publikum wie auch die Jury gab es einen klaren Sieger.

  • Wie Kinder das Web gestalten
    1. Juli 2011

    Gruselgeschichten, regionale Rezepte, Gesangseinlagen und Video-Montagen: Der Kreativität waren am Junior Web Award 2011 keine Grenzen gesetzt.

  • Junge Macher für ein junges Medium
    1. Juli 2012

    Am sechsten Junior Web Award hat SWITCH erneut die besten Webprojekte von Schulklassen prämiert. Erstmals konnten alle Sprachregionen einen Sieg verbuchen.

  • Schlussakkord für den Junior Web Award
    1. Juli 2015

    Elf Schulklassen haben für ihre Teilnahme am Junior Web Award eine Auszeichnung erhalten. Obwohl der Wettbewerb auf positives Echo stösst, war 2015 die letzte Ausgabe.