Der Schritt auf die junge Zielgruppe zu

1. November 2016
Der Schritt auf die junge Zielgruppe zu

Der neue Jugendkanal “funk” ist am 1. Oktober in Deutschland gestartet und bietet 40 unterschiedliche Sendeformate an. Eines davon ist "Frei.Willig.Weg", eine Sendung, die zwei Jugendliche bei ihrem Freiwilligendienst in Paraguay und Kamerun begleitet.

SRF mySchool richtet sich neu aus. Nachdem die Redaktion seit Frühling 2016 mit Zambo und Virus zusammengelegt ist, soll eine Umfrage nun das künftige Angebot konkretisieren. 

Hier ein Video, dort ein Musikclip: Nichts wird in sozialen Netzwerken mehr geteilt als Musik und Bewegtbild. Was die Verbreitung der Inhalte anbelangt, ist das durchaus ein Segen, erreicht man dadurch schneller denn je ein grosses Publikum. Aus Sicht von Fernseh- und Radiostationen führt das aber auch zur Verwässerung ihrer Marke und ihres Profils. Denn wer Produzent eines bestimmten Beitrages ist, nehmen User in den sozialen Netzwerken nur am Rande wahr. Gerade wer sich an ein junges Publikum wendet, spürt diese Entwicklung hautnah. Um diesen sich wandelnden Nutzungsformen von audiovisuellen Medien gerecht zu werden, entwickelt Schweizer Radio und Fernsehen SRF eine neue Strategie für das junge Publikum.

Drei Redaktionen verschmelzen in einem Bereich
“Wir sind daran, unser Jugendangebot grundlegend zu ändern”, sagt Stefano Semeria. Seit März arbeiten die Redaktionen von SRF mySchool, Virus und Zambo verstärkt zusammen, Stefano Semeria steht dem neuen Bereich “Junge Zielgruppen” als Leiter vor. Ab November fallen die drei bisherigen Redaktionsleitungen weg. Zugleich entfällt das Sendegefäss für Zambo zwischen 16:30 und 17:30 Uhr, da es die Zielgruppe nur schlecht erreicht hat. Das SRF-Kinderprogramm wird künftig online und im Radio verbreitet.
“Mit dem neu geschaffenen Bereich ‘Junge Zielgruppen’ wollen wir interne Synergien besser nutzen”, erklärt Semeria. Vor allem wenn es um die Wahl der Themen und die Präsenz im Web geht, macht Semeria Nachholbedarf aus. “Was Jugendliche beschäftigt, muss sich in unseren Angeboten widerspiegeln, auch in der Art und Weise wie wir das aufarbeiten. Hier können wir zulegen.” So sollen Inhalte stärker über verschiedene Plattformen verbreitet und miteinander kombiniert werden, damit die junge, online-affine Generation direkter dazu findet.
Doch mit der aktuellen Umstrukturierung stehen dem Bereich “Junge Zielgruppen” nicht mehr Mittel zur Verfügung, entsprechend rückt Semeria zu hohe Erwartungen an das Bildungsfernsehen zurecht: “Wir können mit Blick auf den Lehrplan nicht alles abdecken und gleichrangig bedienen. Das ist mit unseren Ressourcen nicht zu leisten.” Was aus seiner Sicht in den Lehrplänen, auch im Lehrplan 21, zu kurz kommt, ist der reflexive Zugang zur digitalen Medienwelt. Die Generation YouTube kann gut mit Videos umgehen und ihre Ideen medial verwirklichen, aber ist sie sich auch der eingesetzten Stilmittel bewusst? “Wie schaffen es audiovisuelle Medien, bei mir dieses oder jenes Gefühl hervorzurufen? Wie beeinflussen beispielsweise Kameraeinstellungen meine Sichtweise und meine Empfindung? Dieses kritisch-reflexive Medienverständnis ist mir wichtig”, sagt Stefano Semeria. “Und in dieser Frage verfügen wir über viel Know-how, sei es für Lehrpersonen oder für Jugendliche.”
Wie sich die in Gange gesetzten Neuerungen konkret auf SRF mySchool auswirken, lässt sich noch nicht erkennen. Semeria stellt aber klar: “Eine Stunde Bildungsfernsehen zwischen 9 und 10 Uhr, das ist ein Anachronismus. Darüber müssen wir mit unseren Partnern reden und tun dies in ersten Ansätzen auch schon.” Veränderungen im Programm von SRF mySchool seien nicht vor Herbst 2017 zu erwarten. Vorderhand bereitet SRF in Kooperation mit der mySchool-Kommission eine Umfrage an Schulen vor, um Aufschluss über die Erwartungen und Bedürfnisse der Lehrpersonen und der Jugendlichen zu erhalten.

In Deutschland geht der “funk” um
Wohin die Reise gehen könnte, zeigt sich an der Entwicklung des Bildungsfernsehens in Deutschland. Am 1. Oktober haben ARD und ZDF den neuen Jugendkanal “funk” lanciert. Dieser löst sämtliche bestehenden Angebote ab – und fungiert als reiner Onlinedienst mit einem Jahresbudget von 45 Millionen Euro. Als Vergleich: SRF mySchool konnte 2015 auf rund eine Million Schweizer Franken zurückgreifen. “funk” richtet sich an 14- bis 29-Jährige, die kaum oder gar nicht auf Fernsehproduktionen der öffentlich-rechtlichen Sender ansprechen. Auf den Social-Media-Plattformen YouTube, Facebook, Twitter, Instagram und Snapchat sowie über die hauseigene funk-App werden 40 Sendeformate verbreitet. Die Sendeformate decken von Comedy über Reportagen bis zu Wissensshows die ganze Bandbreite ab. Wer sich unter Sendenamen wie “Die Datteltäter”, “Bohemian Browser Ballett” oder “Tourettikette” nichts ausmalen kann, findet auf funk.net Anhaltspunkte, wie die Jugend 2016 spricht und denkt.

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