Digitale Demenz? Digitale Kompetenz!

1. Dezember 2015
Digitale Demenz? Digitale Kompetenz!

Lebensmittel Luft: Das digitale Lernangebot «Luftlabor» ist seit November online.

Wie soll die Schule mit Digitalisierung umgehen? Welche Folgen hat der Übergang von der Informations- zur Wissensgesellschaft für das Lernen? Diesen aktuellen Fragen geht das Buch “Digitale Kompetenz” auf den Grund.

Über die Digitalisierung nachdenken und seine Schlussfolgerungen ausschliesslich auf Papier drucken, das wäre anachronistisch. Antiquiert. In diese Falle tappen die beiden Autoren und Fachdidaktiker Werner Hartmann und Alois Hundertpfund nicht, im Gegenteil. Sie haben ihr im HEP-Verlag erschienenes Buch “Digitale Kompetenz” um eine informative Website erweitert. Lesen und Vertiefen bewegt sich fliessend zwischen Papier und Display. Auch begehen sie nicht den Fehler, in abstrakten Modellen zu beschreiben, wie die digitalisierte Schule eigentlich aussehen müsste oder was digitale Kompetenz bedeutet. Vielmehr greifen Hartmann und Hundertpfund alltägliche Entwicklungen auf und übertragen diese auf das schulisches Lernen. So kommen in einem Kapitel ortsunabhängiges Arbeiten und virtuelles Teamwork zur Sprache. Auch Schülerinnen und Schüler können mit Hilfe von Google Drive oder Skype erleben, wie man Projekte gemeinsam durchführt, ohne alles von Angesicht zu Angesicht zu besprechen und zu organisieren.
Praxisrelevant machen das Buch insbesondere die Rubriken “Was heisst das für die Schule?”, “Wie macht die Schule das?” und “Was muss ich wissen und können?”, die jedes der zehn Kapitel abrunden. Hier kommen konkrete Beispiele zu Wort, die sich direkt auf Unterrichtssituationen beziehen. Wer sich aus jedem Kapitel einen Input herausnimmt und im eigenen Unterricht ausprobiert, entwickelt einen anderen Blick auf digital kompetenten Unterricht und baut sein handelndes Instrumentarium aus.
Digitale Kompetenz, diesen Begriff stecken die beiden Autoren weit, wohl etwas gar weit. Sie umschreiben ihn als die Fähigkeit, über die “man in einer digital geprägten Gesellschaft verfügen muss, um am Arbeitsmarkt erfolgreich teilnehmen und sich im gesellschaftlichen und privaten Umfeld selbstbestimmt bewegen zu können”. Das ist nicht wenig. So gehören für Hartmann und Hundertpfund Bereiche wie “Kritisches und flexibles Denken”, “Informelles und selbst­bestimmtes Lernen“, “Umgang mit sozialer oder kultureller Heterogenität” oder “Kreatives und produktives Denken” auch zur digitalen Kompetenz. Alles Themen, die man im Schulalltag bereis kennt. Insofern schlägt das Buch mit diesem breiten Definitionsverständnis erfolgreich eine Brücke zur Erfahrungswelt der Lehrpersonen und Jugendlichen.
In erster Linie für die Sekundarstufe II gedacht, schafft “Digitale Kompetenz” auch für die Mittel- und Oberstufe eine Basis, über digital kompetenten Unterricht nachzudenken.

Abheben mit dem Luftlabor
Wie ein digital kompetentes und zeitgemässes Lernangebot aussehen könnte, zeigt das Projekt “Luftlabor”, das seit Mitte November online ist. Angeführt vom Bundesamt für Umwelt BAFU haben sich namhafte Partner wie die Schweizerische Metall-Union, die Lungenliga oder die Kantone am “Luftlabor” beteiligt. Ausgangspunkt bildet ein interaktives Schaubild, das zu sechs naturwissenschaftlichen Fragen führt: Ist Luft ein Lebensmittel? Darf ich bei Sommersmog noch Sport treiben? Was hat ein Rasenmäher mit Krebs zu tun? Wann macht Luft krank? Wie beeinflusst meine Heizung den Wintersmog? Wie sauber ist die Luft in der Schweiz? Zu jeder dieser Fragen können Lehrpersonen auf ein Dossier mit inhaltlichen und didaktischen Hilfestellungen zurückgreifen.
Die Arbeit der Schülerinnen und Schüler baut auf vier Elementen auf: das Lernjournal, die Lernwebseite, Experimente und weitere Infoquellen im Internet. Als Leitfaden dient ein klassisches Lernjournal mit Arbeitsblättern und Aufträgen, die in Form von PDF zugänglich sind. Einstiegspunkt in die Themen bildet die Lernwebsite mit dem interaktiven Schaubild, das eigentliche Herzstück des Luftlabors. Schönes Detail: Das Schaubild passt sich den Jahreshälften an und führt saisonale Fragen zur Luftqualität auf. Für den handelnden Zugang sind Anleitungen zu zwölf Experimenten verfügbar. Und da das Luftlabor nicht den Anspruch erhebt, ein geschlossenes, umfassendes Lehrmittel zu sein, werden die Schülerinnen und Schüler aktiv dazu angeleitet, weiterführende Informationen im Internet zu erschliessen. Die Bearbeitung aller Leitfragen im Unterricht beansprucht je nach Tiefe 12 bis 16 Lektionen.

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