Drum prüfe, wer sich bindet

1. Juni 2014

Ein Klassiker, der sich in jedem Berufsbildungsunterricht gut macht: Die Berufsbilder von SRF mySchool.

Sich für den richtigen Beruf zu entscheiden gelingt nur, wenn man seine eigenen Stärken und Schwächen kennt und über die Berufslandschaft Bescheid weiss.

260 Berufe, 32 Branchen, weiterführende Schulen, Zwischenlösungen: Wer sich heute mit Berufswahl auseinandersetzt, braucht Ausdauer und einen guten Überblick. Umso mehr als der Markt dynamisch ist. Berufsbezeichnungen ändern sich, neue entstehen. So ist der Buchbinder dem Printmedienverarbeiter gewichen. Aus der Gerüstmonteurin wurde die Polybauerin, aus der Metzgerin die Fleischfachfrau. Und neue Berufe wie Fachfrau Bewegungs- und Gesundheitsförderung, Bühnentänzer oder Fachmann Kundendialog sind dazugestossen.

Auch wenn die Qual der Wahl immer grösser wird, fällt 60 Prozent der Jugendlichen der Entscheid für einen Beruf leicht. Für sie stehen das fachliche Interesse und der spätere Berufswunsch klar im Vordergrund. 20 Prozent wählen aus pragmatischen Motiven wie etwa Arbeitsplatzsicherheit oder Nähe von Ausbildungs- zu Wohnort. Jeder fünfte Jugendlichen aber kämpft mit Unsicherheiten und Belastungen bei der Berufswahl. Diese Zahlen veröffentlichte die Juvenir-Studie der Jacobs Stiftung im Sommer 2013.

Um Stärken und Schwächen und persönliche Interessen mit Berufsprofilen zu vergleichen, bieten sich viele Hilfsmittel im Internet an. Ein Instrument, das nicht mehr aus dem Berufswahlunterricht wegzudenken ist, stellt berufsberatung.ch mit dem interaktiven Logbuch “myBerufswahl” zur Verfügung. Jugendliche können ein Konto anlegen und ihre Berufserkundungen sammeln. Als Bonus erhalten sie in Form von E-Mails Tipps für ihre Lehrstellensuche. Auch Eltern steht “myBerufswahl” offen, sie können sich einen regelmässigen Newsletter von der Berufsberatung des Kantons zusenden lassen. Und für Lehrpersonen bietet der Zugang weiterführende Materialien zum Berufswahlunterricht.

Durch die Berufswelt navigieren und seinen eigenen “beruflichen Standort” aufspüren kann man auf berufsnavigator.ch. Dank einfachen Standortbestimmungen zu Berufen, eigenen Ressourcen und Interessen kristallisieren sich schnell Anhaltspunkte für die weitere Erkundung heraus. Ein etabliertes Hilfsmittel zu persönlichen Orientierung ist der Interessenkompass aus dem “Berufswahltagebuch” von Erwin Egloff und Daniel Jungo. Dieser lässt sich online auf feel-ok.ch aufrufen und sorgt mithilfe eines überschaubaren Fragebogen für präzise Aussagen, welche Berufsfelder man konkret weiterverfolgen sollte. Neben dem Interessenkompass listet feel-ok.ch nützliche Tipps rund um die Berufswahl auf, beispielsweise wie man eine Lehrstelle sucht, übersetzt in 14 verschiedenen Sprachen. Hilfreich, wenn man Eltern fremdsprachiger Kinder miteinbeziehen will (goo.gl/LB1HJh).
Viele Internetauftritte, die sich mit der Berufswahl beschäftigen, verweisen auf die rund 100 Berufsbilder von SRF mySchool. Lehrlinge führen in viertelstündigen Filmen durch den Berufsalltag und vermitteln so einen realistischen Einblick (www.srf.ch/myschool). Wer sich nicht sicher ist, welcher Beruf für eine Schnupperlehre in Frage kommt, findet hier alltagsnahe Antworten. Speziell ausgerichtet auf gewerblich-industrielle Berufe haben die solothurnische Handelskammer und der Gewerbeverband diesen Frühling eine Serie an ähnlichen Videos realisiert (www.deinberuf.ch). Auch hier berichten Lernende von ihren Berufen und vermitteln ein authentisches Berufsbild.

Digital gut positioniert ist der Berufskunde-Verlag, einerseits mit dem Berufskatalog, der online als E-Book greifbar ist (www.berufskatalog.ch), andererseits mit dem Portal berufskunde.ch. Dieses liefert ausführliche Informationen für Jugendliche, Eltern, Lehrpersonen zu allen Berufen der Grundbildung. Für die mobilen Nutzung bietet sich die App “Talent Mixer” für iOS und Android an. “Talent Mixer” verknüpft berufsbezogene Infos auf Wunsch mit geolokalen Daten (Wo befindet sich die nächste Berufsschule? Wo ist der nächste Lehrbetrieb für diesen Beruf?).

Typische Männerberufe, typische Frauenberufe: Sich der Berufswahl ohne Klischees zu nähern, ist nicht einfach. Der Maurer bleibt ein Maurer, die Kosmetikerin eine Kosmetikerin - in den Köpfen der meisten Erwachsenen und Jugendlichen. Hier will MyTopJob Gegensteuer leisten und mit vorgefertigten Rollenbildern aufräumen (www.mytopjob.ch). Eine Sanitärinstallateurin, ein Coiffeur und eine Landwirtin erklären ihre Gründe für ihre Berufswahl. Eine ähnliche Absicht verfolgt das Ideen-Set “Jonglieren mit der Berufswahl” der PH Bern. Das Ideen-Set enthält Unterlagen für alle Schulstufen und legt den Schwerpunkt auf die geschlechtergerechten Berufswahl (goo.gl/ssp3cS).
 

06_2014.pdf (419.88 KB)

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