Ein Blog sagt mehr als tausend Worte

1. Oktober 2007
blog

Das Tagebuch für die Öffentlichkeit: Mit einem Blog lassen sich persönliche oder gesellschaftliche Entwicklungen nachzeichnen.

Blogs sind aus dem Internet kaum mehr wegzudenken. Auch das Lernen wird in der Blogosphäre thematisiert.

Fotoblogs, Watchblogs, Wahlblogs, Bildungsblogs und viele mehr: Unzählig sind die Kategorien, welche das Bloggen, einen Trendbegriff des Web 2.0, präzisieren. Kurz gefasst versteckt sich hinter einem Blog eine Homepage im Tagebuchstil, die das Veröffentlichen von Inhalten im WWW zu einem Kinderspiel macht. Sämtliche publizierten Beiträge – ob Text, ob Bild, ob Audio-Beitrag oder Video – werden in chronologischer Form aufgelistet. Was neu hinzukommt, steht zuoberst. Um ein Blog zu betreiben, reicht es, sich bei einem der gängigen Anbieter zu registrieren. Gratis ist dies bei www.freeflux.net, www.blogger.com oder www.blog.ch. Wer mehr Speicherplatz und medialen Spielraum will, kann beispielsweise bei www.kaywa.ch ein kostenpflichtiges Abo einrichten. Diesen Dienst nimmt seit einigen Monaten auch Bundesrat Moritz Leuenberger (www.moritzleuenberger.blueblog.ch) in Anspruch.

Dies ist der leichte Teil im Leben eines Bloggers, eingerichtet ist ein solches Ding fix. Viel aufwändiger gestalten sich das Anpassen des Layouts und vor allem das regelmässige Veröffentlichen von Inhalten, auf welche die Welt wartet. Für Ersteres finden sich im Internet viele Hinweise, Zweiteres ist jedem Blogger selber überlassen. Und das hat zur Folge, dass in Blogs alles auftaucht: Ein kurzer Eintrag zum Wetter, zur Arbeit im Büro oder zum Konzertbesuch am Vorabend, eine Bemerkung zu einer Zeitungsmeldung, ein Bild der Baustelle von nebenan; vieles, was in Blogs landet, ist subjektiv und letztlich irrelevant. Doch darob das Bloggen zu verteufeln, wäre vorschnell. Fakt ist: Selbst wenn in Blogs vornehmlich Privates verhandelt wird, hat sich mit zunehmender Verbreitung dieser Kommunikationsform eine lesenswerte Spitze gebildet, so auch im Bildungsbereich.

„Lernen durch schreiben“

Miriam Fischer, Mediendidaktikerin an Fachhochschulen und Berufsschulen für Weiterbildung im Raum Zürich, führt mit netzlernen.kaywa.ch eines dieser lesenswerten Blogs. Beinahe täglich nimmt sie darin mediendidaktische Aspekte auf und verweist auf spannende Links, unter anderem auf Podcasts für den Französischunterricht, auf eine nützliche Übersicht zur deutschen Grammatik oder auf eine multimediale Einführung in die Farbenlehre. „Angefangen mit Bloggen habe ich vor rund vier Jahren“, sagt Miriam Fischer. „Das Blog hat sich für mich als Ort angeboten, wo ich Fundstücke aus dem Internet, Erfahrungen oder Erlebnisse speichern und auffindbar machen kann.“ Mit einem positiven Nebeneffekt: „Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass sich die Inhalte, über die ich geschrieben habe, in meinem Gedächtnis besser verankert haben. Lernen durch schreiben, könnte man das wohl nennen.“

Beim Verfassen eigener Beiträge lässt es Miriam Fischer jedoch nicht bewenden, sie interessiert sich auch für die Ansichten anderer Blogger. Sie lese an die 100 Blogs pro Tag, sagt sie. Dies tönt nach einem zeitintensiven Aufwand, ist aber letztlich ganz einfach. Hier springen RSS-Reader in die Bresche. Mit einem RSS-Reader, auch Feedreader genannt, lassen sich bevorzugte Blogs abonnieren und neue Blog-Einträge bequem auf einen Klick abrufen. Die vorherrschenden Internetbrowser Firefox, Internet Explorer oder Safari unterstützen mittlerweile die RSS-Technologie und garantieren die Integration von RSS-Feeds. Gerade der Austausch und das Kommentieren anderer Beiträge ist für Miriam Fischer ein grosser Vorteil des Blogs. „Diese Vernetzung im Hypertext ist wirkungsvoll, für mich ist Bloggen schlicht effektive Mediennutzung.“

Um informative Blogs zu finden und zu abonnieren, existieren eigens auf Blogs ausgerichtete Suchmaschinen. International führend ist www.technorati.com, in der Schweiz hat sich www.slug.ch etabliert. Ist ein Blog bei einer Suchmaschine angemeldet, nimmt diese jeden neuen Eintrag auf. Aufschlussreiche Bildungsblogs gibt es einige, erwähnt seien hier das Notizblog des Attiswilers Primarlehrers Markus Metzener (www.snipurl.com/1qkap) oder www.bildung.twoday.net, das Blog des deutschen Diplompädagogen Stephan Mosel. Radikal auf das Blogging-Zeitalter umgestellt hat die Schule Melchnau. Sie führt auf ihrer offiziellen Internetpräsenz einen Blog und publiziert Neuigkeiten zum Schulgeschehen in ebendiesem (www.schule-melchnau.ch/blog). Auch die Schule Nüerensdorf bloggt: Auf www.schule-nuerensdorf.ch/schulen/nuericast veröffentlichen die Nürensdorfer Klassen Beiträge aus dem Unterricht. Ein weiteres Unterrichtsbeispiel ist www.primarschulblog.ch.vu, das Blog des Luzerner Primarlehrers Marcel Ceron. Ceron hat sich zudem in eine Projektarbeit eingehend mit Blogs im Unterricht auseinander gesetzt (Ein Blog erstellen und nutzen: www.snipurl.com/1qjhh). 

10_07_blogs.pdf (66.22 KB)

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