Kinderrechte: Mit 30 Jahren notwendiger denn je

1. Dezember 2019
Kinderrechte: Mit 30 Jahren notwendiger denn je

Das Erklärvideo von Unicef führt in die Geschichte der UNO-Kinderrechtskonvention ein. (Bild: Videostill von Youtube/Unicef Deutschland)

Fast 60 Millionen Kinder, die nicht in die Schule können, eine wachsende Ungleichheit in den ersten Lebensjahren: Die Feierlaune zum runden Geburtstag der UNO-Kinderrechtskonvention ist getrübt.

Das Recht auf Gleichbehandlung. Das Recht auf Wahrung des Kindeswohls. Das Recht auf Leben und Entwicklung. Das Recht auf Anhörung und Partizipation: Die vier Grundprinzipien der UNO-Kinderrechtskonvention tönen selbstverständlich, ja offensichtlich. Und seit sie am 20. November 1989 in Kraft gesetzt wurden, hat sich für Mädchen und Buben einiges zum Besseren gewendet. So sank die Kindersterblichkeit bei den unter Fünfjährigen um rund 60 Prozent. Oder der Anteil der Kinder im Primarschulalter, die keinen Unterricht besuchen können, reduzierte sich von 18 auf 8 Prozent. Doch der Blick in die 30jährige Geschichte zeigt auch ein anderes Bild. Das Kinderhilfswerk Unicef warnt vor Stagnation und Rückschritten. In armen sowie in reichen Ländern vergrössert sich die Kluft zwischen Kindern, die gefördert und behütet aufwachsen, und jenen, die keine faire Chance haben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Und selbst wenn die Kindersterblichkeit sinkt, in nackten Zahlen ausgedrückt präsentiert sich die Lage nach wie vor grauenvoll: So sind 2018 pro Tag durchschnittlich 15'000 Kinder vor ihrem fünften Geburtstag gestorben. Neben Kinderrechtsverletzungen in Kriegs- und Krisengebieten stellt der Klimawandel ein Risiko dar. Jedes vierte Kind wächst in einem Land auf, das von Konflikten oder Naturkatastrophen betroffen ist.

Ideen für alle Zyklen
Zum 30jährigen Bestehen legen mehrere Institutionen neue Materialien auf, die Kinderrechte im Unterricht aufgreifen. Ein Beispiel hierfür ist die Stiftung éducation21, die in einem ausführlichen Themendossier auf Kinder- und Menschenrechte eingeht. Strukturiert nach den drei Zyklen finden sich auf education21.ch Unterrichtsideen, Arbeitsblätter oder Lernmedien. Der Blick richtet sich dabei auf die ganze Welt, setzt aber immer beim eigenen Handeln an. Ein guter Einstieg, um sich zu orientieren und Ideen zu sammeln. Daneben bietet éducation21 im online verfügbaren Praxismagazin "ventuno" Tipps, wie man die Kinderrechte mit BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) verknüpfen kann.

Ähnlich breit aufgestellt kommt die "Lernumgebung Kinderrechte" des Zentrums für Menschenrechtsbildung der PH Luzern daher. Mit dieser können Zentralschweizer Schulen eine werkstattartige Lernlandschaft einsetzen, die in spielerischer Art und Weise auf Rechte von Kindern eingeht. Im Zentrum stehen selbständiges Erforschen und handlungsorientiertes Lernen. Die Lernumgebung beinhaltet pro Zyklus zehn bis zwölf Stationen. Das Angebot steht Luzerner Schulen kostenlos zur Verfügung, mit Schulen der weiteren Zentralschweizer Kantone macht die PH Luzern einen angemessenen Beitrag aus (zmrb.ch).

Mia und Tayo im Land der Kinderrechte
Wie man nicht nur in der Schule, sondern auch in der Betreuung Kinderrechte thematisieren kann, zeigt die Stadt Zürich in einer Sammlung an Vorschlägen. Die Ideen und Materialien sollen aufzeigen, dass es die Erwachsenen sind, welche sich in ihrem Handeln an den Rechten der Kinder orientieren müssen (stadt-zuerich.ch/kinderrechte). Zum Jubiläum der UNO-Kinderrechtskonvention lanciert Pro Juventute eine Sensibilisierungskampagne. Einerseits will Pro Juventute Kinder und Jugendlichen über ihre Rechte informieren, anderseits Kinderrechte in der Öffentlichkeit bekannter machen. So können Kinder und Jugendliche auf 147.ch ein Quiz lösen, das die Grundsätze der Kinderrechte aufzeigt. Und für den zweiten Zyklus stellt Pro Juventute zwei Unterrichtseinheiten bereit. Dritt- und Viertklässler erkunden mit Mia und Tayo das Land der Kinderrechte. Fünft- und Sechstklässler versuchen herauszufinden, wie es in anderen Ländern um die Mitsprache bestellt ist (projuventute.ch).

Eine weitere Kollektion an Materialien findet sich auf der Website von Unicef Deutschland. Hier lassen sich Wimmelposter, Fragebogen, Poster oder Kartensets kostenlos herunterladen (bit.do/fhHMm). Darüber hinaus veröffentlicht Unicef auch Erklärvideos zu den Kinderrechten. Eine Idee, die Nachahmer findet und bereits einige sehenswerte und stufengerechte Youtube-Clips hervorgebracht hat.

1912_1.pdf (153.15 KB)

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