Mehr als bloss „Peng!“, „Ahrrrr!“, „Vroooam...“

1. Mai 2012

Ein Webcomic, der sich von A bis Z online lesen lässt: „Das Leben ist kein Ponyhof“

Sei es als auflockernder Einstieg, sei es als eigentlicher Unterrichtsinhalt: Comics haben sich im Schulalltag emanzipiert. Mehr noch: Sie eignen sich bestens für die aktive Leseförderung.

Wie lässt sich „trockene“ Grammatik packend an die Schülerin, an den Schüler bringen? Mit einem Comic, lautet die Antwort des schwedischen Goehte-Instituts. Zu Themen wie den Wortarten, den vier Fällen oder den Verbzeiten hat das Sprachinstitut didaktisierte und abwechslungsreiche Übungen in Comic-Form erarbeitet. Auf über 40 Seiten gilt es, Geschichten zu erzählen, Sprechblasen zu ergänzen oder Wörtern Bilder zuzuordnen. Die Zusammenstellung liegt als PDF vor und eignet sich für den Grammatikunterricht in der Mittel- und Oberstufe oder für das Sprachlernen mit Fremdsprachigen (www.bit.ly/ComicG).

Dieses Beispiel belegt stellvertretend für eine Reihe von unterrichtsbezogenen Comics, dass vom Schundheftchen-Ruf nichts mehr übrig ist, im Gegenteil. Aktuelle Trends der Leseförderung verdeutlichen, wie Comics gerade bei den Jugendlichen die Leselust wecken, die mit dem herkömmlichen Buch wenig anfangen können. Und mit der Form der „Graphic Novel“ hat sich ein Genre entwickelt, das Erwachsene anspricht, indem die Comic-Bildsprache mit einer komplexen Handlung kombiniert wird und so richtiggehende Comic-Romane entstehen.

Zurück in die Steinzeit

Comics sind nach wie vor ein „Papiermedium“, wer online nach bekannten Werken sucht, läuft ins Leere. Eine Ausnahme bildet comicgate.de, ein Online-Comicmagazin, das in regelmässigen Abständen Webcomics anbietet. Weitere Comic-Bibliotheken verstecken sich auf onlinecomics.net oder thewebcomiclist.com, zwei englischsprachigen Sammlungen, die häufig auf die Websites der Comic-Zeichner führen. Eine beachtliche Anzahl der Zeichner gewährt im Internet Einblick in die eigene Arbeit und stellt gar ganze Arbeiten zur Verfügung. Wer tiefer in die Comic-Welt eintauchen will, ist mit comicguide.net gut beraten. Neben aktuellen Sammlerpreisen liefert dieses Portal detaillierte Informationen zu über 100’000 Comics: Zeichner, Texter, Inhaltsangaben, Besonderheiten - eine Fundgrube für Fans, Sammler und Neugierige.

Bezogen auf Unterrichtsinhalte eignen sich Comics auf den ersten Blick vor allem zu für die Sprachen. Wer beispielsweise die reichhaltige Comicszene in der frankophonen Welt kennt, wird noch so gerne auf Titeuf, Gaston und Co. zurückgreifen, um das Participe passé oder den Subjonctif aufzulockern. Doch auch für andere Fächer liegen bemerkenswerte Beispiele vor. So hat bibliomedia.ch für Oberstufenklassen die Comic-Werkstatt „Zeitreisen Schweizer Geschichte“ im Angebot, eine 20 Werke starke Zusammenstellung, die auf alle Epochen der Schweizer Geschichte eingeht.

Inwieweit sich der naturwissenschaftliche Unterricht mit Comics unterstützen lässt, durchleuchtet die Arbeit „Comics im Physikunterricht“ zweier Gymnasiallehrerinnen aus der Steiermark. Ob an der Wandtafel gezeichnet, als „Concept Carton“ eingesetzt oder anstelle eines klassischen Versuchsprotokolls: Die Ideen tönen spannend und lassen sich auf andere Fächer und Inhalte transferieren (www.bit.ly/ComicPh). Fragen zur grafischen Gestaltung geht das Dossier „Comics“ des österreichischen Bildungsservers schule.at auf den Grund. Neben theoretischen Inputs zu unterschiedlichen Zeichentechniken oder zur Geschichte des Comics kommen hier auch viele praktische Tipps und Arbeitsmaterialien zum Vorschein (www.bit.ly/ComicAT).

Den Comic-Helden nacheifern

Die Ausrede „Ich zeichne nicht gerne“ lässt das Internet nicht gelten. Verblüffende Tools und Comic-Generatoren lassen die zeichnerische Arbeit zu einem Klacks werden. Der Auftritt pixton.com/de beispielsweise will Comicfreunde am Zeichenbrett abholen und ihre Kreativität ins Internet übertragen. Wer sich kostenlos registriert, kann vom Layout bis zum fertigen Comic auf Vorlagen zurückgreifen und diese nach Belieben verändern. Eine Auflistung von Online-Werkzeugen für das Zeichnen von Comics findet sich auf unterrichtsideen.ch.

Im Mai bieten sich gleich mehrere Gelegenheiten, Comics zu thematisieren: Am 6. Mai ist Weltkindermaltag, eine vom Schreibwarenhersteller Staedtler lancierte Aktion. Dabei malen Kinder weltweit zu jährlich wechselnden Themen und helfen Kindern in Not. In diesem Jahr lautet das Motto „Comic-Helden 2012“ (www.weltkindermaltag.de). Und am 12. Mai folgt der „Gratis-Comic-Tag“. Viele Comicverlage und Comichändler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben eigens für diesen Tag 30 Hefte produziert, die man kostenlos in den Läden mitnehmen kann (www.gratiscomictag.de). First come, first serve.

Erst im Frühling 2013 wieder aktuell wird das Luzerner Comicfestival Fumetto, das jedes Jahr einen beliebten Publikumswettbewerb durchführt, der besonders bei Kindern und Jugendlichen gut ankommt (www.fumetto.ch).

5_12_Comics.pdf (96.33 KB)

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