MINT - Mädchen interessieren Naturwissenschaft und Technik

1. März 2020
MINT - Mädchen interessiert Naturwissenschaft und Technik

Der Kanton Luzern hat für die MINT-Förderung eine Plattform mit Unterrichtsmaterialien entwickelt.

Um den Fachkräftemangel in Naturwissenschaften und Technik zu mindern, laufen seit Jahren Kampagnen und Initiativen. Noch steht der grosse Erfolg aus.

Sie sind nach wie vor rar: Informatikerinnen, Polymechanikerinnen, Bauingenieurinnen. Der Frauenanteil in MINT-Studienfächern und technischen Berufen hat in den vergangenen Jahren nur unmerklich zugenommen. Dieses Bild zeichnen die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zu den Hochschulabschlüssen in Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (MINT). Während in gesundheitlich oder sprachlich ausgerichteten Fächern die Studentinnen dominieren, geht in der Elektrotechnik oder Informatik von zehn Diplomen eines an eine Frau. Diese polare Verteilung lässt sich gesellschaftlich verorten. So wenden sich in Asien oder im arabischen Raum Frauen gleichermassen technisch-naturwissenschaftlichen wie anderen Studienrichtungen zu. In westlich geprägten Gesellschaften bevorzugen Frauen die Geistes- und Sozialwissenschaften. Dazu gibt es eine landläufige und eine wissenschaftliche Theorie: Die landläufige lautet, dass sich Mädchen weniger für technische oder naturwissenschaftliche Belange interessieren, da es sich um Männerdomänen handelt. Die wissenschaftliche sucht den Grund dazu im so genannten "Gender-Equality-Paradox". Dieses besagt, dass die Gleichberechtigung den Frauenanteil in MINT-Berufen negativ beeinflusst: Je gleichberechtigter eine Gesellschaft ist, desto weniger Frauen entscheiden sich für MINT. Das würde erklären, weshalb in Skandinavien oder in der Schweiz deutlich weniger Frauen naturwissenschaftliche oder technische Berufe wählen als in Saudiarabien, Jordanien oder Algerien – Staaten, in denen die Gleichstellung der Geschlechter nach westlichen Gesichtspunkten hinkt.

Viele Projekte, wenig Ertrag

Da sich die Abwesenheit von Frauen in MINT-Berufsfeldern im Fachkräftemangel niederschlägt, sind in der Schweiz seit den Nullerjahren auf mehreren Ebenen Initiativen und Kampagnen entstanden. Es wurden Projekte und Wettbewerbe in Serie lanciert, doch die meisten davon blieben Eintagesfliegen und verpufften. Daraus hat man in der Zwischenzeit Lehren gezogen. So orientieren sich Stiftungen wie beispielsweise die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW am Aufbau von langfristigen und vielseitig verwendbaren Angeboten, um im Klassenzimmer Interesse für MINT zu entfachen. Das von der SATW betriebene Portal educamint.ch stellt denn auch die beste Übersicht dar. An die 600 Vorschläge lassen sich in dieser Datenbank nach Zielgruppe (z. B. Jungen/Mädchen), Fachbereich oder Ort finden.

Zur Förderung von Mädchen liegen Untersuchungen vor, die meisten streichen einen Umstand heraus: Wenn es gelingt, den Unterricht in Mathematik und Naturwissenschaften so zu gestalten, dass er die Interessen der Mädchen aufnimmt, ist das neben den Rollenbildern, welche das Elternhaus vermittelt, das wirksamste Mittel.

Um im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen die Kräfte zu bündeln, kümmert sich seit 2017 das Netzwerk MINT-Bildung darum, die Arbeiten der Hochschulen und der Pädagogischen Hochschulen zu koordinieren (mint-bildung.ch). Ziel ist es, über Lehrpersonen Kinder und Jugendlichen für MINT zu motivieren, insbesondere Mädchen und junge Frauen. Ein Beispiel hierzu ist das TecLab in Burgdorf, das 2023 seinen Betrieb aufnehmen soll und von der PH Bern mitgeplant wird.

Früh fördern lohnt sich

Vier- bis achtjährige Kinder begegnen naturwissenschaftlichen und technischen Phänomenen ganz natürlich und spielerisch, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu bietet und sie begleitet. Diesen Fokus verfolgt das Projekt je-desto.ch, eine Sammlung von 21 Freispiel-Ideen für den Kindergarten und die vorschulische Betreuung. Ideen wie „Kino“, „Murmelbahn“ oder „Schatzkammer“ laden die Kinder zum Ausprobieren ein. Zu jedem Thema liegen Planungs- und Dokumentationshilfen vor.

Auch die Kantone haben spezifische Angebote für MINT entwickelt, educamint.ch führt diese im Bereich "MINT-Förderung der Kantone" auf. Der Kanton Luzern hat beispielsweise für den 2. und 3. Zyklus die Plattform mint-erleben.lu.ch konzipiert. Hier finden sich Unterrichtsmaterialien zu den Themen Optik, Körper, Robotik, Energie und Elektrizität. Lehrpersonen und Studierende aus Luzern können sich auf der Plattform registrieren. Die Ansicht für Schülerinnen und Schüler ist ohne Login zugänglich. Thurgau und Schaffhausen veröffentlichen auf energieinschulen.ch Unterrichtshinweise und Praxisbeispiele zu Energiefragen, von der Globi-Energie-Show bis zur Projektwoche in der Oberstufe. Und der Kanton Basel-Stadt hat acht Module für den MINT-Unterricht entwickelt, die sich für das achte und neunte Schuljahr eignen. Hier stehen Themen wie "Wasserrad", "Mikrokosmos" oder "Rund um den Lärm" im Zentrum (edubs.ch).

2003.pdf (534.8 KB)

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