Vom Recht, Mensch zu sein

1. April 2009

Woher kommen die Menschenrechte? Diese und viele weitere Fragen beantwortet www.exil-club.de.

Nahezu alle Staaten behaupten, sie einzuhalten, trotzdem werden sie oft mit Füssen getreten: Die Menschenrechte. Nun will die UNO Jugendliche stärker sensibilisieren.

Gefangene auf den Bahamas, die misshandelt werden. Chinesische Menschenrechtsaktivisten, die spurlos verschwinden. Der sudanesische Präsident Bashir, der sich wegen befohlenen Völkermordes vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten muss: 2009 ist für die Menschenrechte ein Jahr wie jedes andere. Vieles liegt im Argen und ruft nach mehr Gerechtigkeit. Und doch ist 2009 für die Menschenrechte ein spezielles, auch erfreuliches Jahr. Denn am 10. Dezember 2008, dem Internationalen Menschenrechtstag, hat die UNO das Jahr des Menschenrechtslernens eingeläutet. Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert, Menschenrechtsbildung auf allen Ebenen, also auch in der Schule, zu fördern.

In der Schweiz nimmt sich das Internationale Menschenrechtsforum Luzern IHRF diesem Anliegen bereits seit sechs Jahren an. Fruchtbarer Boden für das Signal der UNO. „Menschenrechtsbildung gehört in die Schule, denn sie zeigt Schülerinnen und Schülern ihre Rechte auf und bestärkt sie darin, diese für sich und solidarisch für andere wahrzunehmen“, sagt Peter Kirchschläger, Theologe und Philosoph – sowie Co-Leiter des IHRF (www.ihrf.ch). Er gründete das Internationale Menschenrechtsforum 2003 gemeinsam mit seinem Bruder. In der Zwischenzeit ist dieser jährlich stattfindende Anlass Teil des Zentrums für Menschenrechtsbildung der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz PHZ. Aktuell läuft die Planung für das diesjährige Forum auf Hochtouren. Am 5. und 6. Mai geht die sechste Ausgabe zum Thema „Menschenrechte und Religionen“ über die Bühne.

Für Peter Kirchschläger bedingen auch die wachsende Heterogenität in den Schulen und der multikulturelle Hintergrund der Schülerinnen und Schüler einen stärkeren Einbezug der Menschenrechte. „Menschenrechtsbildung ermutigt Jugendliche, ihren Horizont vom Lokalen und Nationalen über das Internationale bis hin zum Globalen zu erweitern“, sagt Peter Kirchschläger. Dies führe Jugendlichen vor Augen, dass die Menschenrechte keineswegs für jeden Menschen selbstverständlich seien. Dort gelte es anzusetzen, denn „wer seine eigenen Rechte kennt, ist eher bereit, Rechte des anderen zu respektieren.“ Passend zum UNO-Jahr des Menschenrechtslernens veröffentlicht der Pestalozzianum Verlag im April den ersten Band der Lehrmittelreihe „Menschenrechtsbildung in der Schule“, konzipiert vom Zentrum für Menschenrechtsbildung (ZMRB) der PHZ.

Neu: kinderanwaltschaft.ch

Der Internetauftritt des ZMRB (www.menschenrechtsbildung.ch) ist gleichzeitig ein guter Ausgangspunkt, wenn Ideen für den Unterricht und Internetquellen zu den Menschenrechten gefragt sind. Dort finden sich viele handfeste Materialien. Für jede Jahrgangsstufe existieren entweder ganze Lektionsentwürfe oder zumindest eine Reihe von Arbeitsblättern. Mit dem Song „Chend hend rächt“, der mit Liedtext und Kommentar heruntergeladen werden kann, kommen auch die Ohren auf den Geschmack.

Beispielhaft ist die Linksammlung der Stiftung Bildung und Entwicklung (www.snurl.com/dybky). Von Online-Inputs über Bestellmaterialien bis zu Angeboten von NGOs (Non-Governmental Organizations) für Schulen: Diese Zusammenstellung ist ein Must für alle Lehrpersonen, die Menschen- und Kinderrechte im Unterricht aufgreifen wollen. In die Liste der wichtigen Portalseiten zum Thema reiht sich auch www.institut-fuer-menschenrechte.de ein. In Rubriken wie „Lehr- und Lernmaterialien“, „Unterrichtsmaterialien“ oder Medien“ lassen sich diverse Anregungen entdecken.  Auf der Suche nach lesenswerten Büchern zum Thema ist ein Besuch auf www.menschenrechte-in-der-schule.de Gold wert. Über 100 Bücher sind in einem Stichwortkatalog dokumentiert. Eine online verfügbare Mappe zu den Menschenrechten bietet youngcaritas.ch an, zwar auf die Gymnasialstufe ausgerichtet, in Teilen aber für die Oberstufe verwendbar. Konsequent auf die Kinderrechte ausgerichtet und in der Tat kindergerecht umgesetzt sind die Unterrichtsvorschläge von Terre des hommes (www.snurl.com/dydd9). Durch spielerische und sinnliche Erfahrung lernen Kinder ihre Rechte kennen und bemerken gleichzeitig, wo und wie Kinderrechtsverletzungen stattfinden. Sehen sich Kinder und Jugendliche in der Schweiz mit Kinderrechtsverletzungen konfrontiert, so finden sie auf www.kinderanwaltschaft.ch kompetente Beratung. Dieser neue Service des Vereins Kinderanwaltschaft Schweiz bietet Unterstützung in Notsituationen.

Spielerisch zum Recht kommen

Mit Rollenspielen und Gruppenübungen greift der Kompass von humanrights.ch die Menschenrechtsbildung auf: Unter den 49 Inputs tauchen für alle Schulfächer Ideen auf, mit den zur Verfügung stehenden PDF-Dateien wird das Ausprobieren zum Kinderspiel (www.kompass.humanrights.ch). Ganz an den Medienalltag der Jugendlichen angelehnt, zeigt www.jugend-fuer-menschenrechte.de Videoclips von Jugendlichen, die sich mit Menschenrechten beschäftigen. Dazu gibt es zwei Papierversionen der allgemeinen Menschenrechte, die in Layout und Form ebenfalls auf Jugendliche zugeschnitten sind.

Auf die Frage "Was heisst frei sein?" antwortete der französische Philosoph Voltaire: "Es heisst, die Menschenrechte kennen". Die Internetrallye der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung geht in sechs Modulen der Frage nach der Freiheit und den damit verbundenen Rechten und Pflichten nach (www.bpd.de). Während die fortgeschrittenen Module das Niveau der Oberstufe überschreiten, ist zumindest das Einstiegsmodul für den Unterrichtseinsatz geeignet. Informativ und umfassend setzt sich www.exil-club.de mit den Menschenrechten auseinander. In vier Bereiche aufgeteilt, werden Basis- und Hintergrundinformationen präsentiert und mit Links ergänzt. Der Exil-Club ist ein Angebot der Else-Lasker-Schüler-Stiftung und wurde als Lernumgebung für den handlungsorientierten Unterricht konzipiert.

2009 – für die Menschenrechte kein Jahr wie jedes andere. Zumindest lassen diese vielen Angebote und Bestrebungen dies hoffen.

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