Vom Regen in die Traufe

1. Januar 2013

Wie können Nutzungskonflikte um Wasser kooperativ gelöst werden? Die UNO und die UNESCO wollen diese Frage 2013 ins Zentrum rücken (www.unwater.org).

Die UNESCO und die UNO richten den Fokus 2013 auf das Thema Wasser. Zehn Jahre nach dem „Jahr des Wassers“ erklären die beiden Organisationen das neue Jahr zum „Internationalen Jahr der Zusammenarbeit im Bereich Wasser“.

„Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück.“ Was Thales von Milet vor 2500 Jahren in seiner Naturphilosophie als Ursprung des Lebens definierte, macht in jüngster Vergangenheit als knapp werdendes Gut Schlagzeilen. Experten und Wissenschaftler mahnen den verschwenderischen Umgang mit Wasser an und warnen vor künftigen Konflikten um die überlebenswichtige Ressource. Der Begriff des „virtuellen Wassers“ hat sich etabliert. Diese Grösse will bemessen, wie viel Wasser sich hinter der Herstellung von Lebensmitteln, von Kleidern oder von Alltagsgütern versteckt. So braucht es für eine Tasse Kaffee 140 Liter Wasser, 1 Kilo Weizen bedarf 1'000 Liter und 1 Kilo Rindfleisch steht mit 15'000 Litern schon deutlich höher zu Buche. Rechnet man alle diese Wassermengen zusammen, erhält man den persönlichen Wasser-Fussabdruck.

Ungleich verteilt

Grundsätzlich bringt der globale Wasserkreislauf weit mehr als genügend Trinkwasser für 7 Milliarden Menschen hervor. Täglich fallen 1'350 Kubikkilometer Wasser vom Himmel. Davon treffen rund 25% auf die Landmassen der Erde. Liesse sich dieses Wasser gleichmässig verteilen, würde jeder der 7 Milliarden Bewohner 43'000 Liter erhalten – pro Tag. Doch dieser Wassersegen fällt nicht linear aus. Das Wasserproblem ist ein Verteilungsproblem, das zusätzlich einem ökonomischen Kräftemessen unterworfen ist. Denn wo extensive Produktionsbetriebe den Wasserhaushalt einer Region für sich beanspruchen und den Grundwasserspiegel überstrapazieren, leidet die Vegetation und damit auch der Mensch. Zeugen dieser übermässigen Bewässerungslandwirtschaft sind ausgetrocknete Flüsse oder verebbende Seen wie der Aral-See, der sich seit den 1960er-Jahren stetig zurückbildet. Mit dem Import von Reis, Kaffee, Orangen oder anderen Lebensmitteln aus Bewässerungsproduktion trägt die Schweiz zu dieser Wasserverknappung bei. 82 Prozent der hiesigen Konsumgüter werden mit ausländischen Wasservorräten produziert. An diesem Punkt will die UNESCO ansetzen und mit dem „Internationalen Jahr der Zusammenarbeit im Bereich Wasser“ die internationale Wasserkooperation anleiten.

In der Tiefe des Datenmeers

Inspirierende Inputs, wie sich das Thema Wasser im Unterricht aufnehmen lässt, finden sich auf den Portalen der UNO oder der UNESCO (noch) nicht. Doch das dürfte sich in den kommenden Wochen ändern. Insbesondere im Vorfeld des 22. März’, des Weltwassertags, ist zu erwarten, dass Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche veröffentlicht werden (www.unwater.org).

Bestehendes und bewährtes Material zum feuchten Nass kennt der Campus der PH Bern, und zwar mit dem interaktiven und umfassenden E-Dossier „Wasser“. Ausgerichtet auf die Sek I und die Sek II kommen hier in erster Linie geographische und chemische Aspekte des Themas zum Zuge (www.bit.ly/U7rLRQ). Lehrpersonen haben eine grosse Auswahl an Inhalten und können entscheiden, wie sie diese zusammenstellen wollen. Ein vorbildliches Angebot.

Für alle Altersgruppen geeignet sind die vier PDF des WFF, die sich mit Wasser als allgemeine Ressource, mit lokalen Gewässern und Exkursionen oder mit einer virtuellen Reise an den Bach beschäftigen (www.bit.ly/123NWPl). Noch konkreter auf direkte Umgebung zugeschnitten ist die Website bachseefluss.ch des Kantons Thurgau. Neben einer Vielzahl an lokalen Unterrichtsinputs für die Töss, die Thur und andere thurgauische Gewässer enthält diese Datenbank auch Vorschläge, die keinen Ortsbezug voraussetzen. Einen Wasserfilter bauen, eine Weltwasserkonferenz simulieren, den Wasserverbrauch einer Familie bemessen, hier lässt sich das Thema Wasser auch fächerübergreifend anpacken.

Zwei umfassende Themenhefte mit über 20 Arbeitsblättern und dazugehörenden Handreichungen für Lehrpersonen hat das deutsche Bundesministerium für Umweltschutz, Natur und Reaktorsicherheit veröffentlicht (www.bit.ly/12hWMbp). Während sich „Wasser ist Leben“ an den Anforderungen der 3. und 4. Klasse orientiert, thematisiert „Wasser im 21. Jahrhundert“ Nutzungskonflikte und gesellschaftliche Aspekte und kann für den Unterricht in der Oberstufe verwendet werden.

Die Dichte an Online-Materialien zum feuchten Nass und zum blauen Planeten ist erfreulich. Das Einzige, was es braucht, ist die Lust, darin einzutauchen.