„Websites gestalten ist ein gruppendynamischer Prozess“

1. September 2009

Die Klasse 5b aus Littau räumte gleich doppelt ab: Die Schülerinnen und Schüler feierten den Sieg in der Kategorie Primarschule sowie den Erhalt des Jurypreis.

Der Junior Web Award hat sich als fester Wert in der Schweizer ICT-Bildungslandschaft etabliert. Für die dritte Wettbewerbsrunde gingen 195 Beiträge ein, die überzeugendsten wurden im vergangenen Juni ausgezeichnet.

Ein Pflanzenkompendium mit Zeichnungen und erfundenen Geschichten, eine Hommage an das Comic-Genre mit einem Hamster in der Hauptrolle oder ein spielerischer Streifzug durch die Welt der Märchen: Einmal mehr zeigte sich am Junior Web Award, dass Kinder und Jugendliche mit dem Internet äusserst kreativ umzugehen wissen. Der von der Stiftung Switch seit 2007 jährlich organisierte und vom LCH unterstützte Junior Web Award fordert Schulklassen auf, zum einem selber gewählten Thema eine Website zu gestalten. 521 Klassen meldeten sich für die dritte Ausgabe an. 195 davon reichten ein Endprodukt ein. Dies entspricht einer Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr, als 87 Websites eingereicht wurden. Auch die öffentliche Abstimmung erklomm einen neuen Rekordwert. Laut Marco D’Alessandro, dem Medienverantwortlichen des Junior Web Awards, wurden über 45'000 Stimmen abgegeben. Aus dieser Publikumsabstimmung ging die Website Planzarbres (www.planzarbres.juniorwebaward.ch) der 3. und 4. Primarklasse des Schulhauses Planzette in Sierre als Sieger hervor. Diese Website bietet viel Wissenswertes über Pflanzen, ohne dabei auf spielerische Elemente zu verzichten.

Das vitale Büro LITTA

Als doppelter Gewinner liess sich die Klasse 5b aus Littau feiern. Mit ihrer Umsetzung VITA Büro LITTA (www.vita.juniorwebaward.ch) landeten die Littauer auf dem ersten Platz in der Kategorie Primarschule und heimsten zugleich den Jurypreis ein. „Ein charmanter Auftritt, der wortwörtlich von Kopf bis Fuss bewegt“, hielt die Jury in ihrer Würdigung fest. VITA Büro LITTA thematisiert die Bewegungsarmut am Büroarbeitsplatz und präsentiert im Stil eines Büro-Vitaparcours kurze und längere Übungen zur Auflockerung und Stärkung einzelner Körperteile. Zu jeder Übung veranschaulicht eine animierte Bildserie den genauen Ablauf.

Klassenlehrer Armin Stadelmann kam mit seiner Klasse ausgehend vom Jahresthema „Bewegung und Ernährung“ auf die Idee des Büro-Vitaparcours. „Meine Schülerinnen und Schüler fanden, dass die Erwachsenen sich viel weniger bewegen als sie selber. Aus diesem Grund wollten wir das Votum der Belehrung einmal umkehren: Kinder halten den Erwachsenen einen Spiegel vor und versuchen, die Grossen zu bilden.“ Die Arbeit an der Website organisierte Armin Stadelmann in Kleingruppen, die sich den spezifischen Übungen annahmen. Die Gruppen stellen Bilder und Tonmaterial her, planten ihre Arbeitsabläufe, animierten die Bilder und tauschten sich mit anderen Gruppen aus. Da im Unterricht nur drei Computer mit Internetanschluss zur Verfügung standen, arbeiteten die Schülerinnen und Schüler auch zu Hause. Zur technischen Umsetzung der Inhalte im Internet nutzten die Littauer das vom Junior Web Award zur Verfügung gestellte Content Management System CMS-Box sowie die Schulplattform educanet2.

Armin Stadelmann ist am Junior Web Award kein Unbekannter. Er hat bisher an jeder Wettbewerbsrunde mitgemacht und schon vor zwei Jahren mit einer anderen Klasse den ersten Preis gewonnen. Was ist das Geheimrezept dieser Erfolge? „Das gibt es nicht“, sagt Armin Stadelmann und lacht. „Mir war einfach bei allen bisherigen Webprojekten wichtig, dass ich das Projekt klar mit der Schule, also dem Lehrplan, den Jahresthemen oder allgemeinen Bedürfnissen der Kinder verbinden konnte. Denn einfach nur eine Seite herzustellen, weil man gerne am Compi sitzt, ist mir zu wenig tiefgründig. Gleichzeitig legte ich die Projekte immer so an, dass ein sozialer Kontext zwischen den Kindern entsteht und sie zur gruppenübergreifenden Zusammenarbeit gezwungen werden. Kinder sollen regelmässig erfahren, dass alle im Schulzimmer Qualitäten haben, man von jedem lernen kann.“ Nicht selten würden seine Schülerinnen und Schüler an Elterngesprächen den Punkt „in Projekten arbeiten“ als Highlight im Unterricht herausstreichen. „Websites zu gestalten ist ein gruppendynamischer Prozess und ich glaube, dass der Unterricht solche Prozesse braucht, um den Lernerfolg und die Qualität zu steigern“, hält Armin Stadelmann fest.

Wenn Tiere tanzen

Auf dem fünften Platz in der Kategorie Primarschule hat die Jury beiden Homepages der 3. Primarklassen aus Frick prämiert (www.dancing-animals1.juniorwebaward.ch, www.dancing-animals2.juniorwebaward.ch). Basierend auf AniPaint-Animationen präsentieren sich hier Steckbriefe zu Tieren einerseits aus der Schweiz, anderseits aus der ganzen Welt. „Eine gekonnt multimediale Darstellung von Tiergeschichten, die gleichzeitig zielgruppengerecht und informativ sind“, so die Laudatio der Jury. Der verantwortliche Primarlehrer David Hess freute sich über das positive Feedback: „Wir haben über einen Zeitraum von sechs Wochen ungefähr 48 Lektionen an den beiden Websites gearbeitet. Die Kinder haben aufgeteilt in Gruppen die Inhalte geliefert und die Animationen entwickelt.“ David Hess nahm die Arbeit an diesen Websites gleichzeitig zum Anlass, um mit den Kindern den Datenschutz im Internet zu thematisieren. „Ich habe mit meinen Schülerinnen und Schülern darüber diskutiert und ihnen erklärt, was es bedeutet, Informationen im Internet zu publizieren. Für mich war dies ein wichtiger Punkt“, erläutert Hess. Speziell an diesem Projekt war zudem die klassenübergreifende Zusammenarbeit zwischen zwei Klassen. „Es war für die Kinder eine zusätzliche Herausforderung, mit der Parallelklasse zusammenzuarbeiten und auf einen bestimmten Zeitpunkt ihr Projekt zu beenden.“ Der Faktor Zeit ist denn auch das Einzige, das Hess für ein nächstes Internetprojekt anders gestalten würde. „Insbesondere für Korrekturen und Anpassungen an der Homepage würde ich mehr Zeit einplanen.“

Der erste Platz in der Kategorie Sekundarstufe I ging ins Unterwallis, an die 3. Klasse des Collège Leytron (www.re-cycle.juniorwebaward.ch). Diese professionell umgesetzte Website widmet sich dem Recycling und bezieht interaktive Elemente wie Umfragen oder ein Quiz mit ein. Die Inhalte werden konsequent multimedial präsentiert, animierte Bilder und Videos unterstützen die jeweiligen Texte.

Die vierte Runde läuft an

Zur Lancierung der vierten Ausgabe des Junior Web Awards führt Switch im September und Oktober in mehreren Deutschschweizer Städten eine Roadshow durch. Dabei erklärt eine Lehrperson, die bereits am Wettbewerb teilgenommen hat, wie das Projekt abläuft und warum der Junior Web Award empfehlenswert sein kann. Im Ausland hat der Wettbewerb bereits positives Echo ausgelöst: Neben den rund 250 eingeladenen Schülerinnen und Schülern weilte an der diesjährigen Preisverleihung im Zürcher Kongresshaus eine Organisatorin des schwedischen Website-Wettbewerbs „Webstjärnan“. Als Wettbewerb auf Gymnasien ausgerichtet, liess sich Webstjärnan vom Junior Web Award inspirieren und plant, künftige Wettbewerbausschreibungen auf alle Altersklassen auszuweiten.

 

Weiter im Netz

Auf www.juniorwebaward.ch sind sämtliche ausgezeichneten Websites und auch die Unterlagen für eine Anmeldung aufgeführt. 

9_09_jwa.pdf (96.83 KB)

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