Wenn der Groschen immer schon gefallen ist

1. Februar 2022
Wenn der Groschen immer schon gefallen ist

Ein Ausschnitt aus dem Kurzfilm der Schule Winterthur, die mit dem Begabtenförderungskonzept «Exploratio» einen LISSA-Preis gewann. (Videostill: Youtube)

Kinder und Jugendliche mit ausserordentlichen Begabungen jederzeit zu unterstützen, verlangt viel Vorbereitung. Best-Practice-Modelle von anderen Schulen und hilfreiche Webseiten erleichtern diese Herausforderung.

"Sie, ich bin fertig. Was kann ich machen?" Diese Frage hat wohl schon jede Lehrperson gehört. Kaum ist eine Übungsphase angelaufen, sind die Schnellsten bereits soweit und warten auf neue Inputs. Es gibt Mittel, diese Klippe zu umschiffen, sei es durch Binnendifferenzierung, sei es durch individualisierten Unterricht. Aber auch in solchen Settings bleibt das Lerntempo eine unwägbare Grösse. Wenn ein Kind regelmässig schneller als Gleichaltrige lernt; wenn es sich jederzeit an das Gelernte erinnert und Lernschritte nicht wiederholen muss; wenn es mit abstrakten Begriffen umgehen kann, die anderen Gleichaltrigen zu komplex erscheinen; wenn es Interesse an fordernden Themen zeigt und darauf brennt, mehr zu lernen: Dann sind das Anzeichen einer möglichen Hochbegabung. Seit den Nuller Jahren ist die Begabungsförderung verstärkt in den pädagogischen Fokus gerückt. Schulprojekte sind angelaufen, Pädagogische Hochschulen haben Weiterbildungen entwickelt.

Wer wissen möchte, wie die Begabungsförderung in der Schweiz aufgestellt ist, findet im Netzwerk Begabungsförderung eine erste Anlaufstelle. Über 550 Lehrerinnen und Lehrer, Eltern oder Fachleute haben sich hier zusammengeschlossen. Aus jedem Deutschschweizer Kanton arbeitet jemand aus der Bildungsverwaltung mit. Die kantonalen Verantwortlichen bestimmen die inhaltliche Ausrichtung und die Aktivitäten, organisiert wird das Netzwerk von Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) in Aarau (begabungsfoerderung.ch).

Von Best-Practice profitieren

Ein Beispiel eines gesamtheitlichen Konzepts, wie man begabte und hochbegabte Schülerinnen und Schüler fördert, hat die Stadt Winterthur umgesetzt. "Exploratio" basiert auf zwei Pfeilern: Auf zentralen Kursen, die ein Semester dauern. Und auf einem dezentralen Angebot, das sich in Form von Teamteaching mit einer Förderlehrperson, Forschungsateliers für Schulklassen oder kleinen Fördergruppen umsetzen lässt. Geleitet wird Exploratio durch Förderlehrpersonen, die Verantwortung für die Begabtenförderung obliegt aber den Teams in den Schulhäusern. Ein Blick auf die Website von Exploratio lohnt sich auch wegen der Linksammlung für mathematisch, naturwissenschaftlich oder sprachlich begabte Kinder und Jugendliche (bit.ly/33mb5X5).

Als Best-Practice-Schmiede hat sich der LISSA-Preis in den vergangenen Jahren etabliert. Seit 2004 zeichnen der Wettbewerb Schulen aus, die wegweisende Projekte im Bereich Begabungs- und Begabtenförderung umsetzen. Die bislang 48 preisgekrönten Schulen decken ein breites Spektrum ab – vom kleinen Landschulhaus bis zur urbanen Grossschule. Eindruck in die unterschiedlichen Geschichten verschaffen beispielsweise 15 ehemalige Preisträgerschulen, welche in zwei bis dreiminütigen Filmen das Herzstück ihrer Begabungs- und Begabtenförderung präsentieren. Hilfreich für Lehrpersonen sind die zusätzlichen Linksammlungen, welche Forschermaterial für Kinder und Jugendliche oder Quellen für digitales Lernen aufführen (lissa-preis.ch). Die Stiftung für hochbegabte Kinder, welche den LISSA-Preis vergibt, unterhält zugleich ein umfassendes Portal mit Internetressourcen zu Angeboten, Fragen oder Projekten (hochbegabt.ch).

Tagung in Zug

Eine tolle, jedoch auf Deutschland zugeschnittene Datenbank an Materialien und Projekten präsentiert begabungslotse.de. Hier finden sich über 5'400 qualitätsgeprüfte Angebote, die man regional, thematisch und nach Zielgruppen filtern kann. Vom kreativen Schreiben über Experimentiervideos für physikalische Phänomene bis zu Mathematikwettbewerben für alle Altersstufen führt begabungslotse.de eine breite Palette.

Wer sich für aktuelle Konzepte und Methoden zur Begabungsförderung interessiert, ist am 12. März an der PH Zug am richtigen Ort. Dann findet das Symposium Begabung 2022 statt. Es wird von der PH Zug in Zusammenarbeit mit einer Fachgruppe organisiert und richtet sich an Lehrpersonen, Schulleitungen, Fachpersonen der Begabungsförderung sowie an Schulbehörden (www.phzg.ch).