Wer nicht sehen will, darf hören

1. Januar 2008
Wer nicht sehen will, darf hören

Podcasts halten in der Schule Einzug, an Weiterbildungsangeboten für Lehrpersonen mangelt es nicht. (Bildquelle: flickr.com)

Podcasting findet im Unterricht zunehmend Gehör. Und wie steht es um die anderen Anwendungen der Web-2.0-Welle?

Ein Blick in einige Deutschschweizer Lehrerweiterbildungsprogramme bestätigt: Podcasting im Unterricht ist angesagt. Wer digitale Audiodokumente produzieren und übers Internet verbreiten will, findet auch online viele brauchbare Tipps. Homepages wie www.educast.ch, ein informatives Podcast-Portal der Pädagogischen Hochschule Thurgau, oder www.methotrain.at, eine rezeptartige Zusammenstellung zur pädagogischen Nutzung von Podcasts, sammeln technische und didaktische Inputs zum Podcasting. Einen empfehlenswerten Einstieg ins Thema eröffnen darüber hinaus die ausführliche Linkliste auf educa.ch (www.snurl.com/1vczs) sowie die Educanet-Homepage „Radio Werkzeugkiste“ der PH Zürich (www.snurl.com/1vd3q). Die Vorteile von Podcasts im Unterricht liegen für Martin Hofmann, Dozent für ICT-Didaktik und Medienpädagogik an der PH St.Gallen, auf der Hand: „Dank Podcasts kann man sich an jedem Ort und zu jeder Zeit mit einem Lerninhalt auseinandersetzen. Unsere Erfahrungen in der Lehre zeigen allerdings, dass noch lange nicht alle Studierenden diese neue Form der Informationsaufnahme verinnerlicht haben.“ Hofmann sieht im aktiven Umgang mit Kommunikationstechnologien eine künftige Schlüsselkompetenz. Wer diese nur eingeschränkt beherrsche, laufe Gefahr, teilweise aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu werden. Für die Schule sei Podcasting deshalb ein gutes Mittel, anhand eines Lerninhalts auch die Medienkompetenz spannend und effizient zu fördern. „Einerseits können Schülerinnen und Schüler zu einem Unterrichtsthema passende Podcasts konsumieren. Andererseits lernen sie als Produzenten von Audiobeiträgen, wie sich Inhalte mit diesem Medium präsentieren und umsetzen lassen“, erklärt Martin Hofmann. „Mit der Veröffentlichung im Internet entsteht zudem ein interessanter Austausch, der den Stellenwert der eigenen Arbeit stärkt.“ Auf http://schoolpodcast.phrblog.kaywa.ch publizieren Studierende der PH St. Gallen Audiobeiträge rund ums Lehren und Lernen.

Europäische Ehre

Wie spannend Podcasts für die Schule sein können, demonstriert www.ipodium.ch. Diese im Rahmen des Good-Pr@ctice-Wettbewerbs im vergangenen Oktober ausgezeichnete Plattform konzentriert sich auf die Veröffentlichung von Podcasts, die im Unterricht entstehen. Die Klasse des Netstaler Primarlehrers Daniel Emmenegger erzählt die Sage der Teufelsbrücke, Oberstufenschüler aus Münsingen porträtieren die dorfeigene Ferrari-Garage: Thematisch sind den mittlerweile rund 70 Podcasts keine Grenzen gesetzt. Einer Schulklasse aus Hergiswil hat ein Podcast Ruhm und Ehre auf internationalem Parkett beschert. In der Kategorie „Bester Podcast“ erhielten Daniel Wuerschs Viertklässler im vergangenen Dezember den E-Learning-Award des European Schoolnet (www.elearningawards.eun.org). Zu finden ist der preisgekrönte Nachrichten-Podcast der Nidwaldner auf www.sofresh.ch.

Web 3.0 – was bringt die Zukunft?

Podcasts, Blogs und Wikis sind daran, sich den Weg in die Schule zu ebnen. Vor mehr als zwei Jahren unter dem Marketing-Schlagwort „Web 2.0“ so richtig lanciert, setzen alle diese Technologien auf den Einbezug des Nutzers: Mitmachen ersetzt blosses Konsumieren. Ohne dass sich dieser Trend in der Schule bereits gesetzt oder gar gefestigt hätte, kündigt sich mit Web 3.0 schon die nächste Welle an, die das WWW verändern will. Das Web 3.0, auch als Semantisches Internet bezeichnet, soll all die Daten im Internet für Computer inhaltlich lesbar machen. Hierbei setzt man auf Metadaten; also Daten, die selber Daten beschreiben. Analog zu einer Bibliothek, die zu allen Büchern Seitenanzahl, Erscheinungsjahr, Autor oder Schlagworte zum Inhalt festhält, sollen im Internet veröffentlichte Dokumente mit Metadaten kombiniert werden. So arbeiten Forscher der Frauenhofer-Institus an einem Bilderkennungssystem, das aus Farben oder Strukturen in einem Bild auf dessen Inhalt schliesst. So erkennen Computer Sonne, blaues Meer oder andere geometrische Formen und speichern sie automatisch unter diesen Schlagworten ab. Als einer der Vordenker von Web 3.0 gilt der Amerikaner Tim Berners-Lee. Derselbe Berners-Lee, der mit der Entwicklung von HTML den Grundstein für unser heutiges Internet gelegt hat.

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