So nah und doch so spannend

1. März 2019
So nah und doch so spannend

Im Bundesbriefmuseum erfahren die Schülerinnen und Schüler, welche Bedeutung die Mythen um Wilhelm Tell oder den Rütlischwur für die nationale Identität der Schweiz haben. (Bild: Beat Brechbühl)

Regionale Tourismusorganisationen entdecken die Schulen als Kundenkreis. Schützenhilfe liefert der Lehrplan 21.

Bundesbrief, Hohle Gasse, Morgarten – der Kanton Schwyz lässt Geschichte aufleben. Mit groesstesklassenzimmer.ch hat Schwyz Tourismus im vergangenen Herbst eine Plattform lanciert, um elf Orte und Aktivitäten für ausserschulisches Lernen zu porträtieren. An diesen treffen Kinder und Jugendliche auf Wilhlem Tell, die alten Eidgnossen und Mönche. Aber auch auf Raubtiere wie Bären und Wölfe. Die Vorschläge orientieren sich an den Zyklen und Kompetenzen des Lehrplans 21. So knüpft das Angebot "Unabhängigkeit – Führungen in der Hohlen Gasse" an Kompetenzen in Fachbereich "Räume, Zeiten, Gesellschaften" an. Die Jugendlichen begegnen dem Mythos Tell, setzen sich mit seiner Rolle in der Geschichte auseinander und lernen seine Bedeutung in Literatur und Musik kennen. Es geht um die Entstehung und Entwicklung der Schweiz und auch darum, sich an ausserschulischen Bildungsorten zurechtfinden und sie zum Lernen nutzen. Der Vorschlag "Comeback der Beutegreifer – Luchs, Bär und Wolf zurück in der Schweiz" untersucht das Verhältnis des Menschen mit Wildtieren. Beim Besuch des Tierparks Goldau beobachten die Kinder die Lebensweise der Beutegreifer und erfahren, wie das Zusammenleben von Mensch und Tier funktionieren kann. Indem die Kinder Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen erkunden, die Artenvielfalt erkennen oder die Einflüsse des Menschen auf die Natur einschätzen, offenbaren sich hier Bezüge zum Fachbereich "Natur, Mensch, Gesellschaft".

Neben Führungen weist der Auftritt auf Picknickmöglichkeiten oder Tipps zur Exkursionsgestaltung hin. Selbstverständlich lassen sich alle Orte auch ohne Führung besuchen.

Wandern will geübt werden

Der Lehrplan 21 misst ausserschulischen Lernerfahrungen einen hohen Stellenwert zu. Doch das finanzielle Korsett der Schulen hat sich seit dem Bundesgerichtsurteil zur Unentgeltlichkeit der Volksschule verengt. Wie man auch mit wenig Geld im Heimkanton oder in der umliegenden Region einen abwechlungsreichen Ausflug auf die Beine stellt, zeigt der Dachverband Schweizer Wanderwege mit schooltrip.ch. Hier finden sich 66 Ideen für eine aktive Schulreise über Stock und Stein. Verteilt über die Deutschschweiz liegen die Vorschläge für viele Schulen in erreichbarer Nähe. Darüber hinaus bietet schooltrip.ch eine Lektionsreihe rund um das Wandern an und greift darin Signalisation, Planung, Ausrüstung, Sicherheit oder Wetterkunde auf.

„Unsere Seite verzeichnet jährlich rund 48’000 Aufrufe“, sagt Nathalie Stöckli, bei den Schweizer Wanderwegen verantwortlich für schooltrip.ch. „Anfragen zur unseren Vorschlägen leiten wir jeweils an die Drittanbieter weiter, das geschieht ab und zu." Stöckli erwähnt, dass man bei den Schulreiseideen die Qualitätskriterien der Schweizer Wanderwege beachte. Diese messen einen Ausflug daran, ob ein pädagogisch relevantes Kernthema im Zentrum steht. Auch die Motivation der Kinder und Jugendlichen, eine altersgerechte Auseinandersetzung mit Natur, Mensch und Kultur, die Stärkung des Gruppenerlebnisses sowie die öV-Erreichbarkeit gehören zu den Kriterien. Ist Kanton Schwyz das grösste Klassenzimmer des Landes, so nehmen die Schweizer Landschaftspärke für sich in Anspruch, kleine Weltwunder zu sein. Vom Jurapark Aargau über die Biospähre im Entlebuch zu den anderen 16 Pärken bietet kleineweltwunder.ch über 450 Exkursionen für Schulen. Hier treffen Wasserspielplätze auf Erlebnispfade, Alpschaukäsereien auf Bibertouren, Goldwaschen auf den Perimukweg. Damit man sich in der Fülle der Möglichkeiten nicht verliert, lassen sich die Vorschläge nach Region, Alterstufe, Zeitraum oder Routenlänge filtern. Die Angebote sind gut dokumentiert, auch hier tauchen vereinzelt Hinweise auf den Lehrplan 21 auf. So beispielsweise in "Gümpis Weg in die Zukunft" des Naturparks Thal im Solothuner Jura. Der aus acht Posten zusammengesetzte Erlebnisweg greift Fragen einer nachhaltigen Lebensweise auf. Durch den Weg führt die Leitfigur, ein «Heugümper» namens Gümpi. Mit ihm lösen die Schülerinnen und Schüler interaktive Aufgaben und Arbeitsblätter. Und Gümpi meint: "Das ist alleweil spannender als im Schulzimmer, oder?"

1903.pdf (154.4 KB)

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