Der Fisch des Jahres 2020 ist in der Schweiz in fünf Hauptarten anzutreffen. (Illustration: SFV)
Obwohl die Forelle äusserst anpassungsfähig ist, gilt ihr Lebensraum als bedroht. Aus Sicht der Artenvielfalt bietet sie einen spannenden Einblick in die Unterwasserfauna.
Kräftige Flossen, stromlinienförmiger Körper, farbenfrohe Haut mit Punkten: Wer an einen Fisch denkt, sieht oft das Bild einer Forelle vor sich. Man findet sie in reissenden Bergbächen, in Voralpenflüssen oder in den Seen im Mittelland. Durch ihre starke Verbreitung ist die Forelle eine der häufigsten Fischarten der Schweiz. Berufsfischer verdienten in einigen Regionen ihren Unterhalt mit Forellen. Seit den 1970er Jahren gehen die Fangerträge jedoch stetig zurück, von rund 1,2 Millionen auf heute knapp einen Viertel davon. Wer bloss zwischen Seeforelle und Bachforelle unterscheidet, unterschätzt die Vielfältigkeit dieser Fischart. Auf Basis von Genanalysen lassen sich heute fünf Hauptarten erkennen: Die Atlantische Forelle, die im Rhein, in der Rhone und im Genfersee lebt; die Donauforelle im Inn und den Bünder Flüssen; die Zebraforelle im Doubs und in der Rhone sowie die Marmorataforelle und die "Trota Fario", die man im Ticino und seinen Zuflüssen antrifft. Jede dieser Hauptart kennen viele lokale Unterarten. Es ist eine Qualität der Forelle, sich den ökologischen Verhältnissen anzupassen und in unterschiedlichen Gewässern zurechtzukommen.
Lebensgrundlage schwindet
Und doch ist der beliebte Fisch gefährdet, weil sich seine Lebensgrundlage stark wandelt. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hat der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) die Forelle zum Fisch des Jahres 2020 erkoren. Der Verband macht einige Todsünden aus, welche die Population bedrohen. Es sind dies gestaute und verbaute Flüsse, Beeinträchtigungen durch die Wassernutzung und Gewässerverschmutzung. Zudem setzt der Klimawandel den Fischen zu, sei es durch zu warmes oder zu wenig Wasser, sei es durch klimabedingte Krankheiten. Und auch aus der Luft erwächst der Forelle Gefahr: Die Zahl der Graureiher, Kormorane und Gänsesäger nimmt durch ihren Schutzstatus zu, sie bedienen sich stärker als zuvor am Forellenbestand. Der Verband kritisiert auch das zu einseitige Aussetzen der Atlantischen Forelle in den Flüssen, diese verdrängt ursprüngliche und lokale Forellenarten. Zur Jahreswidmung legt der SFV ein Dossier vor, das den Lebensraum, die Verbreitung, das Jagen und Fressen oder die Fortpflanzung von Forellen thematisiert. Das Dossier wird im Lauf des Jahres erweitert (sfv-fsp.ch).
Um die in der Schweiz verbreiteten Fische in Steckbriefen kennen zu lernen, bietet der in Klosters tätige Lehrer Hans Peter Buchli auf seiner Website Arbeitsblätter für den zweiten Zyklus an. Hier kommen Körperteile, Fortbewegung, Flossen oder Atmung zur Sprache (bit.do/fpRHR). Umfassender auf die Situation in Schweizer Gewässern geht die sechsteilige Unterrichtsreihe "Fische" von SRF mySchool ein. Die Beiträge beleuchten die problematische Lage der Fische und tauchen in die Tiefen des Thuner- und Zugersees ein, um diese zu beobachten (bit.do/fpRMe). Dazu liegen ergänzende Unterrichtsmaterialien vor. Eine Broschüre zur Artenvielfalt, den gefährdete Arten und zur Gewässerverschmutzung hat die Fachstelle für Fischereiberatung FIBER zusammengestellt (bit.do/fpRW4).
Welcher Fisch darf auf den Teller?
Von Fischstäbchen bis Sushi: Fisch ist ein gefragtes Lebensmittel. Im globalen Kontext sind Überfischung und Wasserverschmutzung die grössten Gefahren für die Unterwasserfauna. So sind beispielsweise im Mittelmeer über 90 Prozent der Bestände überfischt. Doch wie kann man Fischerei nachhaltig betreiben und was können wir Konsumentinnen und Konsumenten beitragen? Diesen Fragen geht die Themenseite "Welcher Fisch darf auf meinen Teller?" des deutschen Umweltministeriums auf den Grund. Hier werden für die Primarschule und für die Oberstufe Unterrichtsvorschläge präsentiert, welche die Prinzipien der nachhaltigen Fischerei aufgreifen. Wie man den natürlichen Fischbestand schonend nutzen kann, bildet auch die Ausgangslage des Rollenspiels "Das Fischereispiel". Das Rollenspiel eignet sich für die Oberstufe und veranschaulicht die Ausbeutung einer gemeinschaftlich genutzten Ressource (umwelt-im-unterricht.de). Mit Inputs wie diesen wird klar: Es steht mehr auf dem Spiel als eine einzelne Fischart, der gesamte Wasserhaushalt benötigt einen besseren Schutz.