Sich einen Stein vom Herzen klicken

1. Februar 2007

Krebsfördernde Deos, Depressionen oder zerkaute Fingernägel: Diese Sorgen treiben Jugendliche auf www.tschau.ch um.

Schulsozialarbeit ist für Jugendliche eine Orientierungshilfe. Zusätzlichen Rat finden sie mit ihren Alltagssorgen auch im Internet.                                                               

Eine auf die Schweiz eingeengte Internetrecherche zur Schulsozialarbeit verdeutlicht: Das Thema ist aktuell. Viele Schulgemeinden haben Schulsozialarbeit unlängst in ihren pädagogischen Kanon aufgenommen. Das Infoportal www.schulsozialarbeit.ch listet 110 Deutschschweizer Projekte auf, Experten schätzen, dass 250 – 300 Schulgemeinden Schulsozialarbeit betreiben.

Betreut wird schulsozialarbeit.ch von Carlo Fabian, Professor am Institut für Kinder- und Jugendhilfe der Fachhochschule Nordwestschweiz. Angefangen bei Fachpublikationen bis hin zu grundlegenden Erläuterungen richtet sich die Homepage vor allem an Schulsozialarbeiter. Mit aktualisierten Informationen, Angeboten des Kompetenzzentrums Schulsozialarbeit der FHNW und einer Übersicht guter Weblinks sollen künftig auch Lehrpersonen oder Schulbehörden angesprochen werden. „Wir arbeiten an einem neuen Webauftritt und stellen umfassende Informationen zur Schulsozialarbeit zusammen“, sagt Carlo Fabian. „Zudem bereiten wir eine Bestandesaufnahme aller in der Deutschschweiz laufenden Projekte vor.“

Als Grundlage für Schulbehörden, die eine Einführung von Schulsozialarbeit ins Auge fassen, ist www.bedarfserhebung.ch gedacht. Ein praktischer Leitfaden, der zum Download bereitsteht, erleichtert die Planung einer beratenden Stelle auf Gemeindeebene.

Projekte zur Schulsozialarbeit in Deutschland und Österreich sind im Internet eher spärlich dokumentiert. Die Homepage www.schulforum.net/ssa verzeichnet Umsetzungen aus dem deutschen Raum, ist aber nicht auf aktuellem Stand: Einige veraltete Verweise führen in die digitale Leere. Eine dynamische Linksammlung präsentiert der Kölner Sozialpädagoge Peter Lange. Er lässt die Besucher auf www.peterlange-koeln.de Websites zur Schulsozialarbeit bewerten, die besten 50 fasst Lange in einer Link-Hitparade zusammen.

„Schnell und niederschwellig“

Fängt Schulsozialarbeit Probleme im Schulalltag auf, gewährt das Internet Beratung ohne örtlichen und persönlichen Bezug. Doch in welchen Situationen sind Diskussionen über Probleme in einer Onlineberatung sinnvoll? „Beratung via Internet ist dann angebracht, wenn Jugendliche oder auch Bezugspersonen schnell und niederschwellig handeln müssen“, erklärt Carlo Fabian. „Diese internetbasierte Beratung kann helfen, eine akute Situation zu entschärfen und sachlicher anzugehen.“ In der Regel verlange aber jede Krisensituation nach einem ersten Schritt im Internet qualifizierte, persönliche Unterstützung. Einen anderen Vorteil der Onlineberatung sieht Fabian in deren Anonymität. „Diese kann helfen, ein Thema erstmal anzusprechen. Dadurch lässt sich das benannte Thema dann auch im persönlichen Austausch einfacher vorbringen.“ Den grössten Stellenwert misst Carlo Fabian der Onlineberatung jedoch in der Klärung altersbedingter, nicht durch Krisen hervorgerufener Nöte bei. „Bei allgemeinen Problemen können einfache und kompetente Tipps über das Internet wirkungsvoll sein.“ Die Angebotsvielfalt sei jedoch sehr gross und es gelte, die Qualität hochzuhalten. „Information und Beratung müssen kompetent, verständlich und kurzfristig verfügbar sein“, sagt Fabian.

Beratungsstellen, die ihre Dienste auch online anbieten, listet www.infoset.ch, die Homepage der Schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht, unter der Rubrik „Beratung & Therapie“ auf. Meist haben diese Angebote ihren Ursprung in einer kantonalen Präventionsstelle und garantieren damit den nötigen professionellen Hintergrund. So zum Beispiel www.suchtknacker.ch, initiiert von der St. Galler Suchtfachstelle, oder www.feelok.ch, eine Homepage der Zürcher Krebsliga. Internationaler präsentiert sich www.kummernetz.ch, eine Anlaufstelle für Erwachsene und Jugendliche im deutschsprachigen Raum. Hier können rund 60 qualifizierte Ehrenamtliche via Chat oder E-Mail zu Rate gezogen werden.

Auch www.tschau.ch, ein Webauftritt der Pro Juventute, beantwortet Fragen online, allerdings müssen Jugendliche eine Wartezeit von drei Tagen in Kauf nehmen. Zu den Themen Sexualität, Übergriffe im Sport, Wohlbefinden, Schule, Job sowie Sucht und Drogen steht zudem ein ansehnliches Archiv von bereits geklärten Fragen offen. Allgemeiner gehalten ist das Portal www.kidscat.ch, das sich gleichermassen an Kinder, Jugendliche und Eltern richtet und für jede Altersgrupppe spezifische Inhalte bereithält. Punkto Ästhetik wirken alle Websites etwas kühl und „erwachsen“, überzeugen aber durch ihre klare und übersichtliche Menüführung.