Sicher auf der Strasse, sicher in die Schule

1. Oktober 2022
Jugendliche für das Velofahren begeistern, das ist das erklärte Ziel von velolab.org (Videostill: VeloLab).

Jugendliche für das Velofahren begeistern, das ist das erklärte Ziel von velolab.org (Videostill: VeloLab).

Kinder und Jugendliche sind im Strassenverkehr auf Rücksicht angewiesen. Hilfreiche Online-Angebote vermitteln Know-how.

Die Zahlen des Bundesamts für Unfallverhütung BfU sind eigentlich erfreulich: Die Sicherheit von Kindern im Strassenverkehr hat zugenommen. Verletzten sich 1980 bei Verkehrsunfällen über 1'700 Kinder schwer oder tödlich, sind es heute noch rund 10% davon. Doch im europäischen Vergleich hinkt die Schweiz hinterher. Pro Jahr sterben in der Schweiz durchschnittlich 7 Kinder bei Verkehrsunfällen, in Norwegen sind es 2. 80% der Kinder, die sich bei einem Verkehrsunfall schwer oder tödlich verletzen, sind zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs. Und knapp die Hälfte dieser Unfälle passieren auf dem Schulweg.

Mangelnde Aufmerksamkeit, leichte Ablenkbarkeit und fehlende Konzentrationsfähigkeit: Von Kindern darf man nicht erwarten, dass sie sich im Verkehr jederzeit sicher bewegen. Erst mit mit 10 bis 12 Jahren können sie beispielsweise Geschwindigkeiten richtig einschätzen. Im Dossier "Schule und Verkehrsbildung" hält das BfU mehrere Ratgeber für Schulen bereit. Vom Pedibus, dem Bus auf Kinderfüssen, über die Verkehrsbildung mit Pylonis bis zur Patrouille bei Fussgängerstreifen finden sich hier die grundlegenden Konzepte für den sicheren und gesunden Schulweg (bfu.ch).

Ähnlich umfasssend präsentiert sich die Website verkehrsbildung.ch, welche der Fonds für Verkehrssicherheit FVS unterhält. Das Portal bietet Unterrichtsmaterialien zu den Themen "Ich als Fussgänger", "Unterwegs mit dem Velo", "Verantwortung im Strassenverkehr" sowie "Regeln und Vorschriften". Alle Lernangebote beziehen sich auf den Lehrplan 21 und lassen sich nach Zyklus filtern. So zum Beispiel die Einheit "Zur Fuss zur Schule" für den Zyklus 1 und 2. Diese lässt sich mit der Aktionswoche "walk to school" kombinieren und eröffnet sprachliche, gestalterische und ökologische Zugänge zum eigenen Schulweg.

Zwei Räder für die Welt

Was in der Verkehrserziehung der Primarschule seinen festen Platz hat, ist das Velofahren. Das Portal "Schule+Velo" von Pro Velo Schweiz unterstützt Lehrpersonen mit praxistauglichen Materialien. Im Zentrum steht ein ganzheitlicher Ansatz, der über die motorischen Fähigkeiten oder die Verkehrserziehung hinausgeht. Es lassen sich Aspekte wie Ressourcenverbrauch, Klimaschutz, Mobilität, Gesundheit, Bewegung und Ernährung mit dem Radfahren verknüpfen (schule-velo.ch). Der Geschichte des Velos als Fortbewegunsmittel geht der neue Auftritt velolab.org auf die Spur. Hier findet man auch Tipps zur Reparatur und Wartung. Für Schulen bietet der Verein VeloLab kostenpflichtige Coachings und Online-Schulung an.

Jedes Jahr führen Hunderte von Schulklassen die Veloprüfung durch. Darauf bereiten mehrere Online-Tests und -Spiele vor. Die Websites radfahrertest.ch und velotest.ch erklären die Regeln und bieten spielerisches Üben an. Auch die App "WEELO" des TCS führt 8- bis 12-Jährige mit einem Lernspiel an die Verkehrsregeln heran. Eine aktuelle Linksammlung zur Verkehrssicherheit präsentiert die Website "sicher!gsund!" des Kantons St. Gallen (bit.ly/3TWb4hE).

Elterntaxis ade

Was bei allen Empfehlungen zur Verkehrserziehung schlecht wegkommt: das Elterntaxi. Es führt nicht zu mehr Sicherheit, sondern zu mehr Verkehr. In den vergangenen 15 Jahren nahmen Elterntaxis schweizweit um über 40% zu. Die Gleichung ist einfach: Viel Verkehr rund um Schulen gefährdet Kinder. Und wer im Auto chauffiert wird, erhält keine Chance, ein sicheres Verhalten im Strassenverkehr zu erlernen. Die Zürcher Seegemeinden Stäfa, Männedorf, Meilen und Uetikon haben vor zwei Jahren die Kampagne "Cool Kids" auf die Beine gestellt, um die Eltern zum Umdenken zu bewegen und die Autokolonnen vor den Schulhäusern zu reduzieren (cool-kids.ch).