Politik muss nicht spröde und altbacken wirken: Liv und Tell beweisen auf tellvetia.ch das Gegenteil.
Die National- und Ständeratswahlen stehen bevor, der Kampf um die begehrten Sitze ist auch im Internet spürbar. Politiker twittern, erstellen Facebook-Profile, markieren virtuelle Präsenz. Eine ideale Ausgangslage für spannende Staatskunde.
Die Zahlen könnten beeindrucken: 4 von 5 Nationalräten sowie jeder zweite Ständerat nutzen Social Media, um mit der eigenen politischen Arbeit im Internet präsent zu sein. Der Publizistikwissenschaftler Philipp Koller hat im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen den Einsatz von Facebook, Twitter und Blogs unter Politikern untersucht. Koller hält fest, dass sich Social Media in der Schweizer Politszene rasch entwickelten, für den Wahlkampf aber nicht überbewertet werden sollten. Denn ein Facebook-Konto alleine verspricht noch keine neuen Wähler. Nur die stetige und tagesaktuelle Pflege des Profils vermittelt eine engagierte Haltung, die allenfalls Wählerstimmen einbringen könnte. Politiker würden zwar auf ihren Profilen über innenpolitische Themen diskutieren, über das eigene politische Engagement informieren oder von besuchten Anlässen berichten, schreibt Koller, ein eigentlicher politischer Schlagabtausch finde aber online kaum statt.
Kollers Studie „Soziales Netzwerk im Bundeshaus“ kommt zum Schluss, dass 32 Nationalräte und 4 Ständeräte ihr Social-Media-Profil aktiv und nachhaltig betreiben. Als eigentliche Social-Media-Stars stechen etwa die beiden Zürcher CVP-Nationalrätinnen Kathy Riklin und Barbara Schmid-Federer oder der St. Galler SVP-Nationalrat Lukas Reimann heraus. Sie sind sowohl fleissige Facebook-User als auch engagierte Twitterer. Gerade für Jugendliche kann es interessant sein, die Profile von Politikern in sozialen Netzwerken zu vergleichen, da dieser Zugang für sie authentisch und naheliegend ist.
Viele Wege führen nach Bern
Wo über Jugend und Politik diskutiert wird, macht oft das Schlagwort der Politikverdrossenheit die Runde. Um hier Gegensteuer zu geben und Jugendliche mediengerecht an politische Fragen heranzuführen, hat der Bund mehrere Kampagnen und Infoportale entwickelt. Während easyvote.ch junge Erwachsene zum Abstimmen und Wählen animieren soll, richtet sich das interaktive Quiz „Mach dich staatskundig“ an Jugendliche, die sich erstmals mit Staatskunde auseinandersetzen. Angelehnt an die Broschüre «Der Bund kurz erklärt» wird das Wissen mittels eines Fragekatalogs getestet. Dazu gesellen sich Videosequenzen, die einen Blick hinter die Kulissen der Politbühne erlauben (www.ch.ch). Zu den eidgenössischen Wahlen bietet der Bund auf demselben Auftritt ein Dossier an, das unter anderem die Parteien und ihre Sitzverteilung beleuchtet. Auch das vom Parlamentsdienst betreute Portal civicampus.ch versteht sich als Informationsdrehscheibe für Jugendliche und erklärt die wichtigsten Begriffe aus der Welt der Politik. Einen virtuellen Besuch des Bundeshauses ermöglicht tellvetia.ch. Die beiden Comicfiguren Liv und Tell erkunden gemeinsam den Alltag der Parlamentarier. Abgerundet werden die Informationsbestrebungen des Bundes mit dem Auftritt parlamentswahlen2011.ch. Hier lassen sich die aktuellsten Entwicklungen vor den Wahlen mitverfolgen. Schulklassen steht zudem das Spiel „Bundesplatz3“ offen, das einen Besuch im Berner Käfigturm nach sich zieht.
Diskutieren heisst politisieren
Welche Partei passt zu mir? Wer vertritt meine Interessen? Um sich über diese Fragen Klarheit zu verschaffen, lohnt sich der Aufruf unterschiedlicher Online-Wahlhilfen. Die bekannteste, smartvote.ch, bietet zwei Zugänge an: Eine Kurzversion mit 32 Fragen, und eine Standardversion mit 75 Fragen. Die Antworten werden mit den Profilen von Kandidaten verglichen. Rund 60 % der aktuellen National- und Ständeratskandidaten haben die Fragen bereits beantwortet. Ein ähnliches Instrument ist der von der PH Bern mitkonzipierte Parteienkompass (parteienkompass.ch). Hier lässt sich die eigene Meinung mit den Standpunkten der Parteien vergleichen. Darüber hinaus stehen Unterrichtsmaterialien zu den Themen Wahlen, Parteien oder Mündigkeit bereit.
Auf konkrete Politthemen ausgerichtet ist politischebildung.ch, entstanden aus der Zusammenarbeit der Pädagogischen Hochschule der FHNW, der PHZ Luzern und dem Aargauer Naturama. Politische Parteien, Wahlen, Menschenrechte: Die ausführlichen Materialtipps können auf unterschiedlichen Schulstufen verwendet werden. Und „last but not least“: Als so genannter Toplink aktualisiert educa.ch laufend wichtige Internetressourcen zur Staatskunde und zur politischen Bildung (unterricht.educa.ch). Grundsätzlich lässt sich erkennen, dass im WWW Vieles getan wird, um bei Jugendlichen das Interesse an Politik zu wecken. Doch trotz guter und informativer Ausgangslage bleibt eine Frage bis am 23. Oktober offen: Wer denn im Wahljahr 2011 zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehört.