Eine BYOD-Klasse der Kantonsschule Romanshorn sitzt an einer Online-Prüfung mit isTest.
Es tönt verlockend: Am Computer testen, per Knopfdruck korrigieren. Was bewirken Konzepte für digitale Prüfungen und E-Assessments in der Volksschule?
An Hochschulen oder Universitäten gehört das Bild zum Alltag: Die Vorlesungssäle gleichen einem Wald von Laptops und Tablets. Und mit dem Aufkommen von E-Assessments und digitalen Prüfungen akzentuiert sich dieser Zustand weiter. Hochschulen wie die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, mehrere Schweizer Universitäten sowie die ETH führen bereits computergestützte Prüfungen durch. An der ZHAW kommt neu der “Safe Exam Browser” zum Zug. Dieser Browser lässt sich auf allen Betriebssystemen installieren und blockiert in Prüfungssituationen den Zugriff auf andere Webseiten oder Programme. Auch bieten Learning Management Systeme wie Moodle oder OLAT integrierte Prüfungsformate an.
Doch nicht alle können sich mit dem digitalen Prüfen anfreunden, der Gehalt wird bezweifelt. "Man kann nicht zeigen, was man wirklich gelernt hat", “Nur Aufsätze oder mündliche Prüfungen demonstrieren, ob man etwas verstanden hat”, lauten oft genannte Kritikpunkte. Befürworter halten dagegen, dass man gerade durch die statistische Auswertung der Fragen genau erfahre, wo alles klar sei und wo nicht. Und es sei einzig die Qualität der gestellten Frage, die über die Qualität der Antwort entscheide. Was sich deutlich zeigt: Der digitale Wandel hat einen Einfluss, wie Leistungen im Allgemeinen und Prüfungen im Besonderen durchgeführt und bewertet werden. Eine Prüfungskultur, die dies berücksichtigt, bedarf einer pädagogischen Grundlage. Wie sich eine digitale Prüfungsumgebung technisch handhaben lässt, illustriert die Pädagogische Hochschule FHNW mit ihrer angepassten Version des Lernsticks. Die “Lernstick-Prüfungsumgebung” schränkt den Zugriff auf Netzwerke und lokale Speichermedien ein und enthält einen reduzierten Umfang an prüfungsrelevanter Software wie GeoGebra oder Textverarbeitung (imedias.ch/themen/lernstick). Dass Online-Prüfungen ein attraktives Geschäftsfeld sind, untermauern die unzähligen kommerziellen Anbieter. Als Beispiele lassen sich onlineexambuilder.com oder myvirtualx.com nennen.
“Wertvolles Steuerungswissen”
Auf mehrjährige Erfahrung mit webbasierten Testformen blickt Jürg Widrig zurück. Der an der Kantonsschule Romanshorn tätige Deutsch- und Geschichtslehrer arbeitet seit 2015 mit isTest, einer Online-Plattform, die er zusammen mit Andreas Brunnschweiler entwickelt und betreut. “Ich unterrichte in einem BYOD-Setting, und bis auf die Aufsätze prüfe ich nur noch mit isTest”, sagt Widrig. Die Plattform stellt eine Reihe von Fragetypen zur Auswahl, von verschiedenen Multiple-Choice-Formen bis hin zur reinen Textantworten. Richtige Antworten lassen sich offen oder eingegrenzt definieren, der Computer übernimmt die Korrektur. “Als Lehrperson erhalte ich so wertvolles Steuerungswissen und sehe, was die Klasse beherrscht und wo noch Nachholbedarf besteht.” Jürg Widrig stellt seinen Klassen auf isTest zudem formative Tests zur Verfügung, damit die Jugendlichen ihre Kenntnisse überprüfen und mittels personalisiertem Feedback allfällige Defizite aufarbeiten können. Auch Einstufungstests für Niveaukurse sind schnell erstellt und ausgewertet.
In Prüfungssituationen lässt Widrig die Jugendlichen mit dem Rücken zu ihm sitzen und hat so die Bildschirme im Blick. “Sie sind online und arbeiten mit ihren eigenen Geräten, die Sichtkontrolle scheint mir am effizientesten.” Er betont, dass sich mit isTest alle Lernziele und Taxonomiestufen prüfen liessen, hierfür sei die Fragestellung und nicht die Technik entscheidend. Lehrpersonen können auf isTest öffentlich sichtbare Fragesammlungen anderer Lehrpersonen einsehen und nutzen. “Aktuell setzen vor allem Gymnasien und Berufsschulen isTest ein. Hier stösst die Plattform auf positives Echo, das belegen die über 16’000 öffentlichen Testfragen.”
Das aus der Zeit gefallene Design der Plattform ist in Überarbeitung. “Wir testen aktuell ein neues Layout und wollen gleichzeitig weitere Fragetypen wie beispielsweise Lückentext oder Hörverständnis mit Tondateien einbauen. Diese Erweiterungen sollten Ende Jahr zugänglich sein”, erklärt Widrig. Für eine Lehrperson kostet isTest 24 Franken im Jahr, eine Testphase von drei Monaten ist kostenlos (www.istest.ch). An den SWCH-Kursen im Juli steht ein zweitägiger Kurs zu isTest im Angebot.