Höhenkurven am Bildschirm erklimmen

1. Dezember 2010

Die Klus von Moutier im 3D-Modus: Der interaktive Weltatlas macht’s möglich. 

Ein Klick und die dritte Dimension taucht auf: Der Schweizer Weltatlas erscheint erstmals in einer interaktiven Ausgabe, die den Geografieunterricht verändern wird.

Der Schweizer Weltatlas ist eine Institution. 1910 erstmals veröffentlicht, hat dieses Lehrwerk Generationen von Schweizerinnen und Schweizern die Welt vor Augen geführt und räumlich erfahrbar gemacht. Zum 100jährigen Jubiläum erscheint nun erstmals eine interaktive und webbasierte Ausgabe des Weltatlas (www.schweizerweltatlas.ch). Diese Online-Version basiert auf den bekannten topographischen und thematischen Karten, enthält darüber hinaus aber redaktionelle Zusatzinformationen, beispielsweise aktuelle Einwohnerzahlen. Verschiedene Kartenebenen lassen sich ein- oder ausblenden, heranzoomen, und Kartenausschnitte abspeichern. „Für den Schulgebrauch sind der integrierte Kartenvergleich sowie die Synchronisierung äusserst nützlich. Ein derartiger Vergleich ist neuartig, er eignet sich insbesondere für Karten von unterschiedlichen Themen und Massstäben“, erklärt Juliane Cron vom Institut für Kartografie der ETH, wo die interaktive Ausgabe des Weltatlas seit 2006 entwickelt wurde.

Mit dem interaktiven Atlas hat es die Lehrperson in der Hand, die Komplexität einer Karte anzupassen und Arbeitsblätter individuell zusammenzustellen. Zudem können Schülerinnen und Schüler den Atlas zuhause für Recherchen oder Hausaufgaben nutzen. „Der Entscheid, den Atlas nicht auf CD, sondern über das Internet anzubieten, hat auch mit dem Vorteil der Aktualität zu tun“, sagt Juliane Cron. „Dank der Webanbindung kann das Redaktionsteam den Atlas laufend aktualisieren und mit neuen Funktionen und Inhalten erweitern.“

Die Nutzung des Weltatlas ist ein Kinderspiel: Geeignet ist jeder Computer mit aktuellem Betriebssystem und Breitband-Internetanschluss. Der Zugang erfolgt über einen beliebigen Webbrowser, ausgeführt wird der Atlas als eigenständige Java-Anwendung. Die Menüleiste des Programms ist selbsterklärend und ermöglicht flüssiges Navigieren. Neben herkömmlichen, zweidimensionalen Kartenansichten zeigt der interaktive Weltatlas auch virtuelle Globen und dreidimensionale Blockbilder an. Die Erdbewegung um die Sonne lässt sich animiert betrachten. In Planung sei zudem, das Arbeiten mit Geodaten im Geografieunterricht zu erleichtern, sagt Juliane Cron. Damit könnten Lehrpersonen und Schüler eigene Daten im Atlas darstellen oder Daten mit anderen Anwendungen austauschen.

Zeitgleich zum Schweizer Weltatlas ist auch der digitale Atlas der Schweiz neu erschienen. In eine DVD gepackt, visualisiert dieser Atlas wertvolles, statistisches Datenmaterial. So entsteht aus der Schweiz eine spannende Datenlandschaft, die sich überfliegen lässt. Wie verhält sich die Luftqualität zur Verkehrsbelastung? Wie hat sich eine Region wirtschaftlich entwickelt? Wie verschiebt sich der Stadt-Land-Graben? Neu kommt bei der aktuellen Ausgabe auch die Darstellung von 120'000 Gestirnen am Schweizer Nachthimmel dazu. Die DVD kann beim Bundesamt für Landestopografie bestellt werden, sie kostet 248 Franken (www.toposhop.admin.ch).

Mitmachen wird einfacher

Wer im Internet eine Karte sucht, landet in über 90 Prozent der Fälle bei GoogleMaps. Auch wenn die integrierte Funktion „Street View“, mit der Strassenzüge ganzer Städte fotografisch nachgebildet werden, für viel Kritik gesorgt hat, dominieren GoogleMaps und sein grosser Bruder GoogleEarth den Online-Kartenmarkt. Konkurrenz erwächst Google nun vom Projekt Openstreetmap (www.openstreetmap.org). Hier sind Freiwillige willkommen, die Karten mit Informationen erweitern und verbessern wollen. So kann man beispielsweise eigene GPS-Daten hochladen oder interessante Punkte eintragen. Bisher haben sich 250'000 Benutzer registriert und Millionen von GPS-Punkten eingetragen. Openstreetmap stellt eine interessante Ausgangslage dar, wenn man mit einer Klasse Punkte und Gebäude in der eigenen Umgebung genau benennen und definieren möchte. Einen guten Eindruck von Nutzerdaten auf Karten vermittelt das Angebot www.gps-tracks.com. Auf dieser Website lassen sich unzählige dokumentierte und kommentierte Biketouren, Wandertouren, Skitouren oder andere Ausflüge in der Schweizer Natur nachverfolgen. Wer ein GPS-Gerät besitzt, kann Tourendaten kostenlos herunterladen. Mit etwas Handarbeit können diese natürlich auch auf gedruckte Karten übertragen werden.

Karten für alle Fälle

Dreidimensionale Stadtmodelle, Laub- und Nadelbaumkarten oder eine historische Karte der Eidgenossenschaft: Wie vielfältig das vorhandene Kartenmaterial mittlerweile ist, zeigt ein Blick in die Linksammlung von www.kartenportal.ch. Hier verstecken sich unbekannte Kartenschätze und –quellen für den Unterricht. Viele technische Details über die Schweiz offenbart das Geoportal des Bundes, www.geo.admin.ch. Von der Wasserversorgung über die Bodennutzung bis zur Artenverteilung kommen Daten zum Vorschein, die einen anderen Blick auf die vertraute Umgebung zulassen.

Genauso ergiebig ist das Kartenarchiv des Bundesamtes für Statistik (www.bit.ly/ifTXvJ). Nach thematischen Schwerpunkten geordnet, präsentiert das BfS über 400 Karten mit statistischem Hintergrund in einer übersichtlichen Navigation. Bevölkerungsdichte, Pendlerströme, Anzahl Buchhandlungen: Die Fülle an Informationen ist imposant.

Für Einsteiger in die Arbeit mit Karten ist die Einführung auf schwyzundquer.ch hilfreich (www.bit.ly/fPpPfr). Nebst der Beschreibung der wichtigsten Kartenanbieter im Internet hält dieses Dossier diverse Tipps für den Unterrichtseinsatz bereit. 

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