Gute Strategien sind gefragt

1. September 2019
ICT-Strategien im Bildungswesen

Wie sollen sich Schulen der digitalen Transformation ausrichten? (Bild: Geralt, CC 0)

Die Kantone haben sich auf konkrete Ziele geeinigt, um die Volksschule digital fit zu machen. Auch der Städteverband formuliert in einem aktuellen Themenpapier seine Ideen.

Vor einem Jahr hat die EDK (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren) ihre neue Digitalisierungsstrategie verabschiedet. Nun konkretisiert sie in einem Arbeitsplan, welche Massnahmen es auf gesamtschweizerischer Ebene braucht. Vorgenommen haben sich die Kantone einiges: So erwarten sie im laufenden Jahr einen Grundlagenbericht zur Datennutzung im Bildungswesen. Dieser beschäftigt sich mit der Frage, was mit digitalen Daten von Schülerinnen und Schülern geschehen darf und was nicht.

Gleichzeitig findet eine Auslegeordnung zu digitalen Lehr- und Lernmaterialien statt: Wie werden die Lehrmittel künftig aussehen? Welche Formen des Lernens mit digitalen Hilfsmitteln prägen die Schule von morgen? Dazu lanciert die EDK den Austausch mit involvierten Akteuren. Für Schulen veröffentlicht die EDK Ende 2020 Empfehlungen zur ICT-Ausstattung und einen Ordnungsrahmen, der aufzeigt, wie Bildungsinstitutionen digital kompetent werden. Und für Schülerinnen und Schüler soll im kommenden Jahr ein schweizweites Modell zur digitalen Kompetenz entstehen. 2021 folgt dann ein Bericht zur Lehrerbildung, der den Stand an den Pädagogischen Hochschulen abbildet. Bleibt zu hoffen, dass all diese Arbeiten auf fruchtbaren Boden fallen und in den Kantonen ihre Wirkung erzielen (www.edk.ch/dyn/12277.php).

Ein bereits laufendes Vorhaben der EDK ist "Fides". Mit Fides soll ein Zusammenschluss von digitalen Identitäten, beispielsweise E-Mail-Adressen, stattfinden. Dies würde eine sichere Nutzung von Online-Diensten im Schweizer Bildungsraum ermöglichen. Im Oktober entscheiden die Bildungsdirektorinnen und -direktoren, ob und wann Fides den Betrieb aufnimmt.

Kantone nicht im Gleichschritt

Doch bei aller Koordination der EDK: Die Unterschiede in den Kantonen sind immens. Für manche erfolgen die Aktivitäten zu langsam, andere hinken hinterher. Nicht auf die EDK warten mochte St. Gallen. Mit der im Frühling bewilligten IT-Bildungsoffensive stehen dem Kanton in den kommenden acht Jahren 75 Millionen zur Verfügung. Damit will der Kanton von der Volksschule über die Berufsbildung bis zu den Fachhochschulen und der Universität Projekte finanzieren. Modellschulen sollen den digitale Unterricht erproben, Lehrpersonen in Weiterbildungen Know-how für den digitalen Unterricht aufbauen.

Die Unterschiede in den Kantonen sind immens. Für manche erfolgen die Aktivitäten zu langsam, andere hinken hinterher.

Auch in anderen Kantonen läuft der Digitalisierungsmotor. So hat der Kanton Tessin 2018 ein ICT-Konzept für 47 Millionen Franken vorgelegt. Genf hat seine Ideen im Leitfaden "L'école au service de la citoyenneté numérique" konkretisiert, Schaffhausen eine Umsetzung der Informatikstrategie präsentiert. Und Zürich investiert in die IT-Kompetenz der Lehrpersonen. Bis 2021 erwerben 3200 Lehrpersonen die notwendigen Kenntnisse. Zudem entsteht das neue Lehrmittel "connected", dessen erster und zweiter Band bereits erhältlich sind.

Technik folgt Pädagogik

Am stärksten von der Digitalisierung betroffen sind aber die Schulgemeinden. Sie stellen den Schulen Geld und Infrastruktur bereit. Aus dieser Perspektive hat die "Städteinitiative Bildung" im Juni ein Themenpapier vorgestellt, das als Praxisleitfaden gilt. Wie gelingt eine einfache Nutzung von Programmen Zuhause für die Hausaufgaben und in der Schule? Wie lassen sich Systemabhängigkeiten und unverhältnismässige Folgekosten für die öffentliche Hand verhindern? Diese und weitere Aspekte greift das Themenpapier auf. Die Städteinitiative Bildung vertritt die Haltung, dass Städte bei der technischen Ausstattung nicht «early adopters» sein müssen, vielmehr sollen sie pädagogisch klugen Lösungen zum Durchbruch verhelfen. Notwendig erscheint den Städten eine Koordination der digitalen Lehrmittel, damit diese in den jeweiligen Umgebungen der Gemeinden laufen. Bezüglich der Anzahl digitaler Endgeräte empfiehlt das Themenpapier im Zyklus 3 eine 1:1-Abdeckung, im Zyklus 2 ein Gerät pro zwei Schülerinnen und Schüler, im Zyklus 1 das Verhältnis 1:4.

Die Städteinitiative Bildung hat zudem erhoben, welche Ausgaben die Städte tätigen, um Schulen digital fit zu machen. Diese Investitionen steigen spürbar. Wurden in den vergangenen fünf Jahren pro Schülerin oder Schüler durchschnittlich rund 600 Franken bereitgestellt, sind es in den nächsten fünf Jahren rund 1600 Franken. Summa summarum wenden die Städte 200 Millionen Franken für den digitalen Unterricht auf. Weil aber aus Sicht der Städte nicht das Geld entscheiden darf, fordern sie die EDK auf, im Dialog Mindeststandards und Empfehlungen zu entwickeln. Diese sollen Fehlinvestitionen vermeiden und das herrschende digitale Ungleichgewicht zwischen Schulgemeinden abbauen.

Die Städteinitiative Bildung ist eine Sektion des Schweizerischen Städteverbandes und vertritt 25 Städte. Das Themenpapier kann unter diesem Link heruntergeladen werden: www.staedteinitiative-bildung.ch.

1909.pdf (118.44 KB)

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