Das Wiki der PH Schwyz dokumentiert Inputs und Tipps zum Fernunterricht in der Volksschule.
Die Ausbreitung des Coronavirus lässt das öffentliche Leben und damit auch die Schulen stillstehen. Doch in kurzer Zeit sind viele Tipps und Ideen entstanden, wie man den Unterricht mit digitalen Mitteln anleiten kann.
Es verging keine Stunde und die ersten Tipps und Ideensammlungen machten die Runde. Als der Bundesrat am 13. März den Präsenzunterricht in Schulen und an Universitäten vorläufig untersagte, begannen noch während Pressekonferenz Diskussionen unter Lehrpersonen, wie sich der Lernprozess trotzdem aufrechterhalten lässt. In Facebook-Gruppen, auf Twitter, in Blogs oder Wikis nahm ein reger Austausch seinen Lauf. Aus Tipps wurde Linksammlungen, daraus ganze Webseiten. Eine erste Einschätzung zeichnete sich rasch ab: Es ist nicht realistisch, dass eine Schule innert weniger Tage ein umfassendes digitales Lernsetting errichtet. Gefragt sind vielmehr Kreativität, Gelassenheit und Flexibilität. Oder wie es der pädagogische ICT-Support des Kantons Schaffhausen auf seiner digitalen Pinnwand formuliert: "Nutzt vor allem Tools, die ihr bereits habt und welche die Schülerinnen und Schüler schon kennen. Haltet die Auftragserteilung einfach. Seid kreativ mit den vorhandenen Mitteln." (bit.ly/corona-sh)
Die Kraft des Wikis
Als Fixpunkt vieler Recherchen erreicht das Wiki der PH Schwyz "Lernen trotz Corona" ein grosses Publikum. Laut Aussagen der Betreiber verzeichnete die Sammlung nach vier Tagen 50'000 Zugriffe und führt seither die Kraft des Wiki-Konzepts vor Augen (lernentrotzcorona.ch). Wer will, kann mitschreiben, neue Aspekte einfügen oder bestehende präzisieren. So ist das Wiki mittlerweile auf über 18 Themenbereiche angewachsen und deckt viele Dimensionen des Fernunterrichts ab. Didaktische Überlegungen, die den Erfolg von Fernunterricht beeinflussen; Dienste, die das Zusammenarbeiten von Schülerinnen und Schülern ermöglichen; Projektideen, Lerneinheiten oder auch eine Liste von überlasteten Webdiensten werden à jour gehalten.
Ein Dossier zu digitalen Hilfsmitteln für den Fernunterricht stellt zebis bereit (zebis.ch/corona). Hier geht es um unterrichtspraktische Instrumente: Sei es das Austauschen von Dokumenten, das Durchführen von Videokonferenzen oder das gemeinsame Erarbeiten von Inhalten. Die meisten Schulen in der Deutschschweiz verfügen über eine Kommunikations- und Arbeitsplattform, um digital zusammenzuarbeiten. Weit verbreitet ist Office 365 von Microsoft. Damit lassen sich die Kommunikation mit Schülerinnen und Schülern und die Ablage von Dokumenten organisieren. Wer ähnliche Funktionen in einem Open-Source-Paket ausprobieren möchte, findet im "Open Education Server" eine einfach zu bedienende Alternative. Vor einem halben Jahr vom Verein CH Open lanciert, bietet openeduserver.ch 1 GB Online-Speicher, LibreOffice für die Dokumentenbearbeitung im Webbrowser und Nextcloud Talk, eine Open-Source-Alternative zu WhatsApp.
SRF mySchool mit täglicher Doppelstunde
Ist das synchrone Bildungsfernsehen in der Generation Youtube stark in den Hintergrund gerückt, wurde der Ruf nach mehr Schulfernsehen aufgrund der ausserordentlichen Lage wieder laut. Darauf hat SRF mySchool schnell reagiert und sein Programm ab Mitte März verdoppelt. Zusätzlich zum vorhandenen Onlineangebot mit Videos und Unterrichtsmaterial laufen die Sendungen täglich zwischen 9 und 11 Uhr auf SRF 1 (srf.ch/myschool).
Aus Alltagssicht dokumentieren auch viele Lehrpersonen ihre Erfahrungen oder Tipps zum Fernunterricht. Beispielsweise auf web2-unterricht.ch, wo die Lehrpersonen Renée Lechner, Urs Henning und Emil Müller in zwei Beiträgen darauf eingehen, wie man den Unterricht von zu Hause weiterführt. Solidarisch mit den Lehrerinnen und Lehrern zeigen sich diverse Lehrmittelverlage und Lernsoftware-Agenturen, die kurzzeitig Inhalte oder Anwendungen kostenlos anbieten. Eine Liste dazu führt das erwähnte Wiki der PH Schwyz.
Wie lange?
Was sich über die aktuellen Angebote und Inputs hinweg abzeichnet: Es geht nicht darum, zwei oder drei Wochen bis zu den Oster- oder den Frühlingsferien zu überbrücken. Verlangt sind didaktische Konzepte, die zwei oder drei Monate taugen. Das ist eine grosse Herausforderung, die aber auch Schritt für Schritt Anpassungen erlaubt: Verstärken, was funktioniert, weglassen, was sich nicht bewährt. Und wenn dabei die digitale Kompetenz bei den Lehrerinnen und Lehrern sowie bei den Kindern und Jugendlichen wächst, ist das eine Entwicklung, auf die sich später im regulären Schulbetrieb aufbauen lässt.