Als kollaboratives Arbeits- und Dokumentationssystem eignen sich Wikis gut für Unterrichtsphasen des Sammelns und Festigens.
Als wichtiger Teil der Web 2.0-Welle mausern sich Wikis zu einem vielseitigen Unterrichtswerkzeug. In seiner aktuellen Version lebt auch das in educanet2 integrierte Wiki stärker der offenen Wiki-Philosophie nach.
„Einfach zu editieren, aktuell, frei zugänglich“: So umschreiben Verfechter von Wikis deren Vorteile. „Unglaubwürdig, unüberschaubar, unvollständig“, halten Gegner dagegen. Kurz gefasst ist ein Wiki ein offenes Hypertext-System, das Benutzern ermöglicht, Inhalte einer Wiki-Site nicht nur zu lesen, sondern auch zu verändern. Die dafür nötige Serversoftware – auch diejenige von Wikipedia (www.mediawiki.org) – steht oft kostenlos zur Verfügung.
Für den Schulalltag sind Wikis insofern ein ideales Instrument, als dass Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler damit Informationen sammeln, strukturieren, verändern und austauschen können. Über grosse Erfahrung mit Wikis verfügt der Murtner Sekundarlehrer Andreas Heutschi, er nutzt sie in seinen Klassen seit mehr als vier Jahren. „Wikis sind einfach bedienbare Werkzeuge, entsprechend effizient und produktiv ist das Arbeiten“, begründet Heutschi den Unterrichtseinsatz. Seien es Schreibprozesse im Sprachunterricht, die online stattfinden und von der Lehrperson begleitet werden; sei es das Sammeln von Material für Präsentationen, das jeder Lernende auf seiner Wiki-Seite erledigt: Für Andreas Heutschi sind insbesondere die vielfältigen Szenarien, die ein Wiki zulässt, ein grosser Trumpf.
Wie viel Offenheit darf sein?
Zu Beginn verwendete Heutschi ein mächtiges Open-Source-Wiki-System, das es selber auf einem Webserver zu installieren und konfigurieren galt. Mittlerweile setzt er im schulischen Umfeld das Wiki ein, das educanet2 in seinem Leistungsumfang anbietet. Das educanet2-Wiki bietet aber nach wie vor nicht den Funktionsumfang eines umfassenden Wiki-Systems. Punkto Gestaltung und Funktionalität schneidet das educanet2-Wiki schlechter als kostenlose Open-Source-Systeme ab. Wieso also der Wechsel? „Einerseits ist der Funktionsumfang des educanet2-Wikis gewachsen und taugt in meinen Augen für den Einsatz in der Primar- und Orientierungsstufe, anderseits haben sich bei mir Bedenken gegenüber offenen und selbst installierten Web 2.0-Anwendungen breit gemacht“, sagt Andreas Heutschi. Was den Schutz der Persönlichkeit und das Ausschnüffeln einmal veröffentlichter Daten anbelange, so hätten Web 2.0-Anwendungen in jüngster Vergangenheit wiederholt Kritik für ihre ungenügende Sicherheit einstecken müssen. Deshalb sei ihm die Entscheidung, auf das educanet2-Wiki zu wechseln, leicht gefallen.
Neben der Arbeit mit Wikis im Unterricht kümmert sich Heutschi als Moderator der offenen Gruppe „Das Wiki von educanet2“ an vorderster Font um die Anliegen und Wünsche von Lehrpersonen. In seinem Metawiki (http://e2.lernwiki.ch) hält er Tipps bereit, wie sich das educanet2-Wiki schnell und sorgenfrei gebrauchen lässt. „Wichtig für die Arbeit mit einem Wiki ist das Gespür, zu wissen, was es heisst, webbasiert und online zu arbeiten“, sagt Andreas Heutschi. „Die Schule ist verpflichtet, Lernende medienkompetent zu bilden. Im Spannungsfeld zwischen offenen Web 2.0-Anwendungen und dem nötigen Persönlichkeitsschutz von Heranwachsenden muss die Schule verantwortungsbewusst und besonnen agieren, und vor allem nicht wegschauen.“
Unterrichtsszenarien für Wikis finden sich im thematischen Dossier „Wiki – Zusammenarbeit im Netz“ auf edcua.ch. Wie Lehrpersonen sich in einem produktiven Wiki austauschen, lässt sich auf wiki.zum.de, dem Wiki der deutschen Zentrale für Unterrichtsmedien, mitverfolgen. Beispiele, die den konkreten Wiki-Einsatz im Unterricht illustrieren, hält die ICT-Fachstelle Fri-Tic des Kantons Freiburg bereit (http://snurl.com/4brvc).
Mindmapping online
Sich vernetzen, austauschen, online zusammenarbeiten: Über das Konzept der Wikis hinaus strotzen findige Entwickler von Web 2.0-Anwendungen nur so von Ideen, was sich im Internet alles zusammenführen lässt. Davon zeugt die riesige Liste von Angeboten auf www.web2null.de. Stärker auf die Schule zugeschnitten ist die Sammlung von www.schulezwonull.de, die beispielsweise dokumentiert, wie sich online Mindmaps erstellen lassen. Allerdings: Ein Grossteil der dort gesammelten Links führt zu Diensten von Google oder anderen Webanbietern, die ein kommerzielles Interesse an Nutzerdaten haben. Inwieweit Daten und Arbeiten von Schülerinnen und Schülern dabei sicher aufgehoben sind, muss von Fall zu Fall abgewogen werden.
Weitere Inputs für Web 2.0-Anwendungen im Unterricht fasst auch der Zentralschweizer Bildungsserver zebis.ch in einer Linksammlung zusammen (http://snurl.com/4bsu0).