Bärlauch, Maiglöckchen oder Herbstzeitlose?

1. April 2022
Bärlauch, Maiglöckchen oder Herbstzeitlose?

Auf pflanzen-bestimmung.de können Schülerinnen und Schüler mithilfe von grafischen Filtern unterschiedliche Merkmale von Pflanzen vergleichen.

Im Frühling lässt sich der Wandel der Fauna und Flora hautnah miterleben. Doch was taugen Apps zur Pflanzenbestimmung im Alltag?

Wer gerne Bärlauch sammelt, kennt das Problem: Ist das nun ein Bärlauch oder doch ein giftiges Maiglöckchen? Oder gar eine ebenso giftige Herbstzeitlose? Auch wenn Unterschiede erkennbar sind, kann man die drei Pflanzen verwechseln. In solchen Momenten sind gute Apps zur Pflanzenerkennung Gold wert. Sei es bei der Erkundung mit einer Schulklasse oder auf dem Spaziergang am Wochenende. Hier eine Auswahl an nützlichen Angeboten.

Die Einheimische
Die App "Flora Helvetica" enthält Porträts von mehr als 3'000 in der Schweiz wachsenden Pflanzen. Sie bringt drei Bestimmungsmöglichkeiten mit. Man kann mit dem dichotomen Schlüssel zwischen je zwei Merkmalen entscheiden, man kann mehrere Kriterien auswählen und kombinieren oder
eine Bestimmung anhand eines eigenen Fotos durchführen.
Die Pflanzenporträts setzen sich aus Bildern, Verbreitungskarten und Texten zusammen. In einem Logbuch lassen sich Beobachtungen und der Standort speichern und an das nationale Zentrum "Info Flora" weiterleiten. Die Testversion ist sowohl für iOS- wie auch Android-Smartphones kostenlos, die vollständige Version kostet bemerkenswerte 100 Franken. Das mag für eine Fachlehrperson gut angelegt sein, bei Schülerinnen und Schülern übersteigt dieser Preis in der Regel das Lehrmittelbudget.

Die Allrounderin
Eine nächste, auf Pflanzenerkennung ausgerichtete App ist "PlantNet". Entwickelt von französischen Forschungseinrichtungen, setzt diese kostenlose App ganz auf die Community: Je mehr User PlantNet nutzen und Fotos von Pflanzen hochladen, desto genauer erfolgt die Identifizierung. Bislang werden über 4'000 Wildpflanzenarten zuverlässig erkannt.
Wer selber Fotos zur Verfügung stellen will, sollte beim Knipsen auf ein Detail fokussieren und nicht die ganze Pflanze aufnehmen.

Die Wilde
Die App "Flora Incognita" nimmt sich der heimischen Wildpflanzen an. Unter den mehr als 4'800 Pflanzenarten, die zur automatischen Bestimmung der Pflanzen vorliegen, sind nur sehr wenige Zier- und Zimmerpflanzen.
Praktisch: Die App leitet einen an, wie und aus welchen Perspektiven man eine zu bestimmende Pflanze fotografieren muss. Jeder Pflanzensteckbrief informiert über die Verbreitung, die Merkmale und den Schutzstatus. Zur Verfügung gestellt wird "Flora Incognita" von deutschen Bundesministerien und der Naturschutzstiftung Thüringen.

Die Datensammlerin
Der Erkennungsdienst von Google heisst "Lens". Dieser geht weit über Pflanzenerkennung hinaus und analysiert den Inhalt eines Bildes umfassend und vergleicht diesem mit dem Datenbestand. So lassen sich Pflanzen oder auch Tiere rasch und eindeutig identifizieren, was in vielen Fällen gut klappt. Einziger Nachteil: Google sammelt viele Metadaten, so auch das Datum oder die Standortdaten einer Nutzerin, eines Nutzers. Wer das nicht möchte, schafft mit dem "Inkognitomodus" Abhilfe.

Dokumentieren ist Trumpf
Eine möglichst vollständige Auflistung der einheimischen Pflanzenwelt zu erreichen, das ist das Ziel der gemeinnützigen Stiftung "Info Flora". Dazu hat Info Flora ein Online-Tool entwickelt, das man zur Abfrage und zur Datenerfassung nutzen kann. Das Portal will zudem bezüglich Artenvielfalt sensibilisieren und informiert über invasive Neophyten, die einheimische Pflanzen verdrängen (info-flora.ch). Für Kinder, die anhand von äusseren Merkmalen Pflanzen bestimmen wollen, eignet sich die Website pflanzen-bestimmung.de gut. Sie ermöglicht mit grafischen Filtern zur Gewächsart, Blütenfarbe, Grösse der Pflanze, Anordnung und Form der Blüte oder zum Standort eine detaillierte Eingrenzung.
Wer mit dem Fundus der Pflanzenwelt gut vertraut ist und sein Know-how prüfen will, findet auf pflanzen-lernen.ch  eine echte Herausforderung. Hier kann man sich für die Zertifikate der Schweizerischen Botanische Gesellschaft SBG vorbereiten. Die "Zertifizierungsstufe 200" stellt den Einstieg dar und verlangt Kenntnis über 200 Pflanzenarten. Diese Prüfung findet in aller Regel in Botanikkursen an Universitäten und Fachhochschulen statt.
Doch zurück zum Bärlauch-Sammeln. Ein einfacher Trick führt über die Nase: Bärlauch riecht nach Knoblauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose nicht.

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