C’est l’app qui fait le vocabulaire

1. November 2012

Mit der App von card2brain.ch wird aus einer Wörterliste eine digitale Wortkartei.

Wörter lernen, Aussprache üben, Grammatik verinnerlichen: Eine Fremdsprache zu beherrschen, fordert vieles ab. Unterstützung versprechen Fremdsprachen-Apps; vorausgesetzt, man wendet sie konsequent an.

Wer eine Fremdsprache lernt, kennt das Phänomen: Setzt man den aufwendig erarbeiteten Wortschatz nicht regelmässig ein, verflüchtigt er sich schneller, als einem lieb ist. Auch für Kinder und Jugendliche, die Fremdsprachen lernen, ist es entscheidend, den erworbenen Wortschatz à jour zu halten. Umso naheliegender ist es, dafür auf ein Gerät zurückzugreifen, das stark verbreitet ist und ideale Funktionalitäten mitbringt: Das Smartphone. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass in der Schweiz zwei von fünf Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren ein solches besitzen. Die gängigen Modelle bieten für den Fremdsprachenunterricht eine beinahe perfekte Umgebung. Wörter oder Hörtexte aufnehmen und abspielen, die Schreibweise fremder Wörter trainieren, Texte aufrufen und lesen, Vokabeln repetieren; all das und mehr ist mit einem Smartphone ein Kinderspiel.

Apps in Hülle und Fülle

Unter den Anbietern für Sprachenlern-Apps tauchen – wenig überraschend – bekannte Namen auf. PONS beispielsweise bietet für Apple- wie auch Androidgeräte ansprechende Lösungen an, die weit über den klassischen Dictionnaire hinausgehen. Angefangen vom kostenlosen und eingeschränkten Vokabeltrainer, über eine Anfängerversion für 3 oder eine Schulversion für 10 Franken, erhält man zum bekannten Wörterbuch Grammatikanleitungen, spielerische Übungen zum Wörter lernen und Aussprachebeispiele (www.pons.de). Ähnlich breit gefächert ist Langenscheidt im App-Markt aufgestellt. Hier gibt’s die Basis-App für die Schule kostenlos, die jeweiligen Wörterbücher und Inhalte müssen dann als In-App-Kauf zusätzlich erworben werden und kosten 20 Franken (www.langenscheidt.de).

Beliebt und effizient für das Vokabeln büffeln ist die Leitner-Lernkartei, in welcher die zu lernenden Wörter nach dem 5-Fächer-Prinzip durchlaufen werden. Eine gelungene Umsetzung als App hat card2brain.ch, ein von der PostFinance unterstützte Jungfirma, hervorgebracht. Diese App ist kostenlos, doch der eigentliche Clou ist, dass man eigene Wörterlisten zusammenstellen und importieren kann, beispielsweise aus einer Excel-Liste. In der Online-Bibliothek lassen sich darüber hinaus 150'000 Karten in über 3'000 Karteien aufrufen und nutzen (www.card2brain.ch).

Ein ganzes soziales Netzwerk, das sich dem Sprachenlernen widmet, versteckt sich hinter busuu.com. Wer sich registriert, erhält kostenlose Apps mit Übungen und thematischen Wortschatzkarteien in über 10 Sprachen. Der persönliche Lernfortschritt wird festgehalten und die Nutzer können sich gegenseitig helfen, die Sprachfertigkeiten zu verbessern.

Über Sprachlern-Apps einen raschen Überblick zu gewinnen, ist nicht einfach. Der Markt ist äusserst dynamisch, das Angebot verändert sich laufend. Eine erste Anlaufstelle kann die Website www.schule-apps.de sein, sie enthält eine Datenbank mit über 160 Apps für den Unterricht. Eine herausragende Übersicht über den Einsatz von digitalen Hilfsmitteln im Fremdsprachenunterricht liefert das Kapitel „Fremdsprachen“ im Open-Book „Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien“ (www.bit.ly/SlPPAr). Hier kommen nicht explizit Apps zu Wort, vielmehr werden Webressourcen und Technologien durchleuchtet, die den Fremdsprachenunterricht anreichern.

Komplexer Spracherwerb

Christine Le Pape Racine, Professorin für Französischdidaktik an der PH FHNW, sieht in Smartphones und den digitalen Medien Chancen, wenn sie sinnvoll angewendet werden. „Hier besteht unausgeschöpftes Potenzial, da sich die Lernenden online viele Informationen holen können, die den Fremdsprachenunterricht erweitern; und zwar innerhalb und ausserhalb der Unterrichtszeit“, sagt Le Pape Racine. „Der heutige Fremdsprachenunterricht, der auf der konstruktivistischen Lerntheorie und den Erkenntnissen der Sprachenerwerbsforschung basiert, hat sich stark verändert. Der gleichzeitige Erwerb von zwei Fremdsprachen muss besser horizontal und vertikal koordiniert werden, damit Synergien entstehen. Auch im Fremdsprachenunterricht erfahren die Lernenden neues Weltwissen und behandeln nicht nur bereits bekannte Themen aus dem Alltag.“ Mit Apps und digitalen Hilfsmitteln alleine lässt sich das nicht bewerkstelligen, sicher aber unterstützen und anleiten.

Im der Entwicklung von Fremdsprachenlehrmitteln sammeln die Schweizer Lehrmittelverlage erste Erfahrungen mit Apps. Für das Französisch-Lehrmittel „Bonne Chance“ liegt eine ausführliche und umfassende App vor (siehe Bildung Schweiz 5a/12). Für das Lehrmittel „envol“ stehen die Wörterlisten der Unités 5 bis 9 zum Download bereit (www.quizlet.com/Lehrmittelverlag_Zuerich). Und im Fall des neuen Lehrmittels „Mille feuilles“ ist aktuell eine App fürs iPad in Entwicklung.

Weniger ergiebig sieht es bei den Lehrmitteln für den Englischunterricht aus. Zu den aktuell verwendeten Englisch-Lehrmitteln in der Deutschschweiz gibt es keine ergänzenden Apps, sehr wohl aber ergänzende Online-Materialien. 

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