Wenn das Handy „an“ bleibt

1. September 2010

Was beim Natel zum guten Ton gehört: handyknigge.ch weiss Bescheid.

Handys machen in der Schule eher negativ denn positiv von sich reden. Erste Beispiele zeigen nun aber, wie Mobiltelefone im Schulalltag zu portablen Helferlein werden.

Wenn die Stichworte „Schule“ und „Handy“ fallen, denken wohl viele zuerst an Handyverbote oder an den grundsätzlichen Umgang mit Mobiltelefonen in Klassenzimmern und auf Pausenplätzen. Die Diskussion um Handys in der Schule wird engagiert geführt, jedoch ohne einhellige Schlussfolgerung. Vom kompletten Bann bis hin zum Einsatz im Unterricht gehen die pädagogischen Haltungen weit auseinander. Klar ist: Die rasante Entwicklung von Mobiltelefonen reisst nicht ab, ein Handy der neuesten Generation kann deutlich mehr als „bloss“ telefonieren oder SMS versenden. Auch die Grenze zwischen einem Smartphone und Laptops verschwindet zusehends. Bereits heute können marktfähige Smartphones mit mobilen Computern mithalten, wenn es um grundlegende Büroanwendungen oder internetbasierte Kommunikation geht.

Das iPhone in der Schule

Um auszuloten, inwiefern sich Mobiltelefone, die Jugendliche sowieso auf sich tragen, in der Schule einsetzen lassen, hat die PHZ Schwyz im vergangenen Herbst ein zweijähriges iPhone-Projekt lanciert. Zu Beginn des Schuljahres wurde eine fünfte Primarklasse in Goldau mit iPhones ausgerüstet. Professionell eingeführt und betreut, verwenden die Schülerinnen und Schüler seither ihre iPhones sowohl im Unterricht als auch privat. Klassenlehrer Christian Neff zog an der Konferenz re:publica in Berlin nach einem Jahr ein positives Zwischenfazit: „Das iPhone kommt in ungefähr 15 Prozent meines Unterrichts zum Zug, hauptsächlich zum individualisierenden Üben während der Wochenplanarbeit. Erfreulich ist, dass die Kinder auch in der Freizeit mit den iPhones oft schulische Inhalte bearbeiten.“ Bei vielen habe quasi als kompensatorischer Effekt die Computernutzung etwas abgenommen. Er glaube nicht, dass die Schule durch Smartphones besser werde, aber es sei wichtig, dass Kinder auf die digitale Welt von morgen vorbereitet würden.

Die projekteigene Website dokumentiert Neffs Unterrichtserfahrungen und vermittelt einen konkreten Eindruck in den iPhone-Schulalltag (www.projektschule-goldau.ch). Lehrpersonen, die vom iPhone-Projekt hell begeistert sind und in ihrem Unterricht ähnliches ausprobieren möchten, können bei der Swisscom ein Set von 5 iPhones kostenlos während einer Woche ausleihen.

Die Möglichkeiten, die Mobiltelefone im Unterricht eröffnen, sind vielfältig. Insbesondere das Aufnehmen von Ton oder die meist integrierte Kamera lassen sich gut gebrauchen. So können Kinder beispielsweise Diktattexte selber aufnehmen, um sie zu Hause abzuhören und zu üben. Oder eine Foto-Story mit der Handykamera produzieren. Auch ein Orientierungslauf mit Handys wäre vorstellbar: Die Gruppen müssen verschiedene Orte anlaufen und sich selber als Beweis fotografieren. Eine imposante und gut dokumentierte Sammlung von Ideen für den Handyeinsatz in der Schule hat der Medienpädagoge Peter Holzwarth angelegt (www.bit.ly/a9aWpt).

Gefahren thematisieren

Damit das Handy im Unterricht eine positive Rolle spielen kann, ist ein kompetenter Umgang der Jugendlichen damit gefragt. Gewalt und Pornografie auf dem Handy, unenwegtes „Simsen“ mit Kollegen oder Kolleginnen oder gar das heimliche Filmen der Lehrperson im Unterricht und zur Schau stellen im Internet: Diese Gefahren stimmen Lehrpersonen skeptisch und haben vielerorts dazu geführt, dass Handys im Unterricht tabu sind. Aus medienpädagogischer Sicht ist diese Tabuisierung bedenklich, nimmt doch das Handy in der Lebenswelt der Jugendlichen einen grossen Stellenwert ein und beeinflusst deren Alltag.

Erste Anknüpfungspunkte für die Thematisierung im Unterricht liefern diverse Online-Angebote. So hat SF Wissen mySchool ein Dossier zu Mobiltelefonen zusammengestellt, das Handystrahlung, die Schuldenfalle „Handy“ oder die SMS-Sprache ins Zentrum rückt (www.bit.ly/aWSmZr). Umfassend und schülergerecht sind die Inputs auf www.handyknigge.ch: Vom Handystar, einem dreiteiligen Arbeitsheft mit kreativen Elementen, über die elektronische Lernressource „Mobiltelefonie“ bis hin zu Broschüren und Online-Tipps deckt handyknigge.ch ein breites Alters- und Themenspektrum ab. Mit der Rubrik „Handy – Mobiles Lernen“ bietet medienbildung.ch eine Linkliste und ein Dossier an. Dabei kommen Medienpädagogik und Unterrichtsbeispiele gleichermassen zu Wort. Aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet Martin Hoffmann, Dozent für Mediendidaktik und Medienpädagogikan der PHSG, in seinem Blog regelmässig neueste Trends im mobilen Lernen (http://mobileatschool.kaywa.ch). Spätestens hier wird klar, wie vielfältig sich ein mobiles Gerät wie das Natel im Bildungskontext einsetzen lässt.

 

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