Kinder klicken anders

1. Juni 2009

Kinder haben immer Fragen: fragfinn.de beantwortet sie mit geprüften und kindergerechten Angeboten. 

Ogo, Netlog, MSN: Die Mediennutzung von Kindern nimmt zu. Und überfordert zuweilen Eltern wie auch Lehrpersonen.

„Handy, Computer und Internet haben längst Einzug in die Kinderzimmer gehalten.“ Dieses alles andere als überraschende Fazit zieht die KIM-Studie 2008, eine repräsentative Untersuchung zur Mediennutzung 6- bis 13-Jähriger in Deutschland. Gemäss dieser aktuellen Erhebung bewegen sich 59 Prozent der Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren im Internet, knapp ein Drittel davon täglich. Zugenommen hat die Nutzung vor allem bei den Unter-10-Jährigen. „Wenn Kinder erst einmal Zugang zu Computern haben, dann sammeln sie auch immer früher Erfahrungen mit dem Internet“, folgert die KIM-Studie (www.mpfs.de). Vergleichende Zahlen für die Schweiz fehlen, die Vermutung liegt jedoch nahe, dass sich die Situation hierzulande ähnlich präsentiert.

Doch woher holen sich Kinder im Primarschulalter das Know-how über die virtuelle Welt? Wie müssen Eltern und Lehrpersonen Kinder und Jugendliche in ihrer Mediennutzung unterstützen? Claudia Engesser sieht in der Beantwortung dieser Fragen klar Nachholbedarf. Sie ist Primarlehrerin und Co-Leiterin der Zürcher Fachstelle Zischtig, die sich der Prävention im Umgang mit neuen Medien in Schule und Elternhaus annimmt  (www.zischtig.ch). „Immer wieder bestätigt sich: Eltern schauen weg statt hin. Sie trauen ihren Kindern im Zusammenhang mit neuen Medien zu viel zu“, sagt Engesser. „Und Lehrpersonen fehlt oft die Zeit, sich mit den aktuellen Anwendungen, Phänomenen und Problemen auseinanderzusetzen.“ Aus Sicht der Schule wünscht sie sich deshalb passende Fortbildungsangebote, die Lehrpersonen über Funktionsweise und Tücken des Internets aufklären. Erste Priorität räumt sie hierbei den Themen „Kommunikation im Chat“ und „Online-Identität“ ein. Für eine gelungene Mediennutzung könne die Schule aber nicht alleine verantwortlich sein. Hier seien Eltern ebenso gefragt.

Communitys sind hip

Die Erkenntnis der KIM-Studie, dass sich vor allem Jüngere stärker fürs Internet interessieren, widerspiegelt sich auch in Engessers Erfahrungen: „Bereits im vierten Schuljahr begeben sich immer mehr Kinder auf Netlog oder Facebook. Gleichzeitig werden diese Kanäle zunehmend für Streit und Mobbing missbraucht.“ Cyberbulling, Cybermobbing oder Cyberstalking: Für Mobbing im Internet existieren verschiedene Begriffe. Das rheinland-pfälzische Portal klicksafe.de präsentiert dazu ein Dossier. Gerade Community-Portale wie Netlog, MySpace oder Facebook lassen sich gut für Cybermobbing instrumentalisieren, da Gerüchte in solchen Online-Communitys eilend schnell die Runde machen. Und Kindern und Jugendlichen fehlt oft das Bewusstsein, dass einmal veröffentlichte Daten dauerhaft sicht- und verwendbar sind. Entsprechend unbedarft geben sie Informationen preis – von sich und anderen. „Die beste Prävention erachte ich hier in der direkten Auseinadersetzung mit Schülern“, erklärt Claudia Engesser. Die den Schülern angepriesenen „guten“ Websites würden im Gegensatz dazu oft verschmäht. Hilfreicher seien Angebote, welche den kreativen Umgang mit dem Medium förderten. Als Beispiel hierfür nennt Engesser die Website Comicator. Damit können Kinder einfache Bildergeschichten erstellen (www.handystar.ch).

„*lol*“ – alles klar?

Um Erwachsene über die Gefahren des Chattens aufzuklären, hat die Stadt Zürich unter www.schaugenau.ch ein Infoportal eingerichtet. Darin werden Risiken im Netz thematisiert, zudem ist ein Chat-Glossar enthalten, damit man bei „bb“, „hdg“ oder „*lol*“ nicht mehr ratlos mit den Schultern zucken muss (bb: bye bye; hdg: ha di gärn; *lol*: laughing out loud). Auch die Website der Luzerner Kantonspolizei www.fit4chat.ch beschäftigt sich mit sicherem Chat-Verhalten und orientiert sich gleichermassen an Bedürfnissen der Jugendlichen, der Eltern und der Lehrpersonen.

Grundsätzliche Sicherheitsfragen im Umgang mit dem Internet beantwortet das deutsche Portal www.jugendschutz.net, das  seit 2004 bei Jugendlichen beliebte Chatrooms untersucht und daraus Schlüsse für die Medienbildung abzuleiten versucht. Hier werden Unterrichtseinheiten, Faltblätter und Dossiers angeboten. Auch der Auftritt der Schweizerischen Kriminalprävention (www.safersurfing.ch) führt in grundlegende Sicherheitsaspekte des Surfens ein. Kindergerecht, aber auch mit Inputs für Lehrpersonen und Eltern, kommt www.security4kids.ch daher, eine Website von Microsoft Schweiz, die mit Beteiligung des LCH entstand. Um im Dschungel der Medienbildung den Überblick zu bewahren, bietet die PHZH neu das Portal www.medienbildung.ch an. Veröffentlicht werden aktuelle Tipps zur Medienwelt der Jugendlichen und zu unterrichtsrelevanten Materialien. Und als neue Suchmaschine für Kinder, die sich im Netz schlau machen wollen, ist vor wenigen Wochen die Site www.fragfinn.de gestartet, die 8- bis 12-Jährigen einen geschützten Surfraum zur Verfügung stellt. 

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