Online, onliner, am onlinesten

1. Dezember 2013

Mobilgeräte forcieren die Internetnutzung: Die JIM-Studie legt aktuelle Zahlen vor, wie Jugendliche mit digitale Medien umgehen.

Der durchschnittliche deutsche Jugendliche ist täglich drei Stunden online. Welchen Einfluss übt die mobile Internetnutzung auf die Schule aus?

Wie Jugendliche digitale Medien nutzen, ist eine heiss diskutierte Frage; zumindest unter “Digital Immigrants”. Die Jugendlichen selber liefern ihre Antwort klar und unumwunden: Wir nutzen digitale Medien, sie sind Alltag. Wie stark sich das in Zahlen ausdrückt, belegt die deutsche Studienreihe JIM (Jugend, Information, (Multi-) Media), die Ende November mit den neuesten Resultaten aufwartete. Seit 1998 bildet die JIM-Studie im Jahresrhythmus das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. 1’200 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren haben an der aktuellen Befragung teilgenommen (www.mpfs.de).
Die zentralen Befunde tönen wenig überraschend, vielmehr bestätigen sie, was sich im technischen und gesellschaftlichen Wandel widerspiegelt: Das Internet spielt im Alltag von Jugendlichen eine wichtige Rolle. Von Montag bis Freitag sind 12- bis 19-Jährige durchschnittlich drei Stunden täglich online, dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr um beinahe eine Stunde erhöht. Rund die Hälfte der Zeit wird für Kommunikation, vor allem in sozialen Netzwerken, eingesetzt. Dazu gesellen sich klassische Informationsrecherche, Spiele sowie Unterhaltung in Form von Musik, Bildern oder Videos. Auf dem Vormarsch ist insbesondere YouTube. Drei Viertel der Befragten nutzen das Videoportal regelmässig, immer mehr Jugendliche legen ein eigenes YouTube-Konto an, mit dessen Hilfe sie Videos archivieren und verwalten.

Mobiles Surfen hebt ab
Was sich in der diesjährigen Erhebung deutlich herauskristallisiert, ist die verstärkte Koppelung der Online-Aktivitäten mit dem Lernen. Nach eigenen Angaben nutzen die Jugendlichen Computer und Internet durchschnittlich 48 Minuten pro Tag für schulisches Arbeiten. In ihrer Selbstwahrnehmung ein Erfolgsfaktor: 81 % versprechen sich bessere Noten, wenn sie zu Hause aufs Internet zugreifen können.
Einen sprunghaften Anstieg erlebt 2013 das mobile Surfen mit Smartphones und Tablets. Drei Viertel der Jugendlichen verfügen über ein eigenes Smartphone (12-13 Jahre: 57 %, 18-19 Jahre: 80 %), jeder dritte Haushalt besitzt ein Tablet. Unter den beliebtesten Apps sticht “WhatsApp” heraus. Als Alternative zur SMS ist WhatsApp nicht nur bei Jugendlichen stark verbreitet, da sich Nachrichten via Internet versenden lassen, ohne dass Kosten anfallen. In Gruppenchats können mehrere Nutzer miteinander kommunizieren, beispielsweise für Lerngruppen ein ideales Instrument, wenn es um den schnellen Wissensaustausch geht. Beachtenswert ist jedoch, dass WhatsApp bereits wiederholt in der Kritik stand, weil das amerikanische Unternehmen den Datenschutz nicht transparent handhabt und sowohl Kontaktdaten wie auch Unterhaltungen nicht vor Hackerangriffen gefeit sind.
Unabhängig von einzelnen Anbietern oder Firmen sorgen Instant-Messaging-Dienste oder Social-Media-Plattformen aktuell mit dem Phänomen des Sextings für Negativschlagzeilen. Damit bezeichnet man den Austausch selbst produzierter intimer Fotos von sich oder anderen. Einmal versendet, können solche Bilder ganz schnell in falsche Hände geraten, was im Minimum ein böses Erwachen garantiert. Pro Juventute hat eine Aufklärungskampagne lanciert, um Jugendliche zu sensibilisieren (www.projuventute.ch). Das Infoportal jugendundmedien.ch geht grundlegend auf Chancen und Gefahren von digitalen Medien ein und weist darauf hin, wie Kinder und Jugendliche den sicheren Umgang damit üben können. In der JIM-Studie taucht Sexting nicht auf, 12 % der Befragten geben aber an, online schon beleidigt oder mit Unwahrheiten konfrontiert worden zu sein.

Reality vor virtueller Welt
Insgesamt vermag die JIM-Studie dem Bild einer desinteressierten, bewegungsarmen Bildschirmjugend entgegenzuwirken: Das Lesen von Büchern ist in der digitalen Welt für zwei von fünf Jugendlichen ein regelmässiges Hobby. Und die wichtigste Freizeitbeschäftigung aller Teenager bleibt das reale Treffen von Freunden, gefolgt von sportlichen Aktivitäten.  Nichtsdestotrotz: Kinder und Jugendliche gestalten ihr Leben heute inmitten einer digitalen Medienwelt. In einer solchen ermöglichen erst eine aktive Medienerziehung und digitale Kompetenzen eine erfolgreiche Bildungskarriere. Es liegt an der Schule aufzuzeigen, wie sich Smartphones und Tablets hierbei smart für das Lernen einsetzen lassen.
 

12_2013.pdf (402.08 KB)

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