Suchst du noch oder findest du schon?

1. Mai 2016
Suchst du noch oder findest du schon?

Das Internet als virtuelles Universum? Suchmaschinen helfen, ein wenig Übersicht zu wahren in den Tiefen des digitalen Netzes (Quelle: flickr.com/photos/gsfc).

Unterricht vorbereiten ohne Internet? 2016 kaum mehr denkbar. Erst recht, wenn man die Suche professionell und effizient angeht.

“Sag’ mir, wie du suchst und ich sage dir, wer du bist.” Dieses adaptierte Redewendung mag auf den ersten Blick verwirren. Doch unsere Suchstrategien im Netz der Netze sagen einiges über unsere Medienkompetenz und unsere Vorstellung des Internets aus. David Gugerli, Professor für Technikgeschichte an der ETH Zürich, betitelte mit dieser Wendung sein 2009 erschienenes Buch. Er verglich darin, inwiefen sich Google & Co. von analogen Suchansätzen wie beispielsweise der Fernsehsendung “Was bin ich?” von Robert Lembke unterscheiden. Gugerli hielt fest, Suchen sei heutzutage “ein Versuch, sich in der flexibilisierten Welt mit ihrer Datenflut Übersicht zu verschaffen, Relevantes herauszufiltern und Ergebnisse zu sichern”.
Doch wie gelingt eine erfolgreiche Recherche für die Unterrichtsvorbereitung? Eine Typisierung in vier Akten - ohne Gewähr auf Vollständigkeit.

1. “Mal schnell googeln”
Aus aktueller Sicht ist und bleibt Google vorderhand das Nonplusultra der Internetsuche. Kein anderer Dienst indiziert so viele Websites, kein anderer macht das so ausgeklügelt und schnell. Will ich nur nach PDF-Dateien zum Thema “Spiele im Wald” suchen, grenze ich meine Suche mit “filetype:pdf” ein; setze ich meine Suchanfrage in Anführungs- und Schlusszeichen, finde ich genaue Textpassagen. Gerade die Kombination von Kriterien macht die erweiterte Google-Suche sehr schlagkräftig.
Wer Alternativen zum Quasi-Monopolisten bevorzugt, ist bei Microsofts Suchmaschine Bing oder bei DuckDuckGo gut aufgehoben. Auch diese Suchdienste sind umfassend, bieten mehrere Funktionen und finden vereinzelt gar präzisere Treffer als Google. DuckDuckGo überzeugt zudem beim Thema Datenschutz, da die eigene IP-Adresse nicht gespeichert wird. Dasselbe ermöglicht auch Startpage, eine Suchmaschine, die sich voll und ganz Googles Suchindex behändigt, ohne dabei Nutzerdaten an Google zu senden.

2. “Ich will mehr, mehr, mehr”
Noch effizienter ist es, mit einem Klick mehrere Suchmaschinen zu befragen. In der Domäne der Meta-Suchmaschinen mischt das Basler Unternehmen Comcepta vorne mit. Seine Meta-Suchmaschine etools.ch verknüpft Resultate aus 17 Datenquellen, darunter Google, Qwant, Ask oder Tiger, ein Schweizer Suchdienst. Dank zusätzlicher Filter gelingt mit etools.ch ein Überblick über mögliche Quellen, ideal als Einstieg in eine Recherche zu einem neuen Gebiet.
Je nach Thema lohnt sich auch der Besuch bei Wikimedia Commons. Hier kann man nach 31 Millionen Mediendaten (hauptsächlich Bilder und Karten) suchen, die sich für den Unterricht verwenden lassen (commons.wikimedia.org).

3. “Genau das, und nicht noch mehr”
Das Konzept der Meta-Suche haben die beiden Lehrer Bernhard Scheidegger und Lorenz Ramseyer auf Unterrichtsmaterialien umgemünzt. Ihr Suchportal “Lehrerhilfen” macht sich die Google-Suche zunutze, grenzt diese jedoch auf 70 Plattformen mit Unterrichtsmaterialien ein (lehrerhilfen.weebly.com).
Voll und ganz auf Unterrichtsmaterialien ausgerichtet sind auch die Digitale Schulbibliothek von educa.ch (dsb.educa.ch) oder Bildungsserver wie friportal.ch und zebis.ch, welche geeignete Materialien den sprachregionalen Lehrplänen “Plan d’études romand” und Lehrplan 21 zuordnen.

4. “Was wissen meine Peers?”
Wieso Maschinen und Algorithmen bemühen, wenn doch eigentlich Berufskolleginnen und Berufskollegen am besten Bescheid wissen? Diesen Ansatz verfolgen zahlreiche Facebook-Gruppen oder -Seiten wie beispielsweise “Unterrichtsmaterialien Primarstufe für Lehrer/innen (Schweiz)”. Diese geschlossene Gruppe will den Austausch von Unterrichtsmaterialien fördern. Eine Recherche beginnt hier oft mit einem Post à la “Wer kennt gute Materialien zum Thema xy?” Mal fällt das Echo hilfreich aus, mal verhallt der Post ungehört. Garantie auf nützliche Antworten gibt es keine.  
Auch auf Twitter kann man fachkundiges Feedback zu Unterrichtsmaterialien finden, als spannende Anlaufstelle sei der wöchentliche Lehrer-Chat unter dem Hashtag #EdChatDE genannt.

Bibliotheken gut vernetzt
Diese vier Suchstrategien verdeutlichen, dass mehrere Wege ans Ziel führen können. Nicht selten macht die Kombination von Suchmethoden den Unterschied. Allen Methoden ist gemein, dass die Maschinen unsere Suchbegriffe mitlesen, interpretieren und ihre Suchalgorithmen daran ausrichten.
Ein wichtiges Puzzleteil bilden zudem Pädagogische Medienzentren und Bibliotheken. Diese sind in zwei Online-Verbunden zusammengeschlossen. Für den Hochschulbereich ist nebis.ch das Mass aller Dinge, während swissbib.ch als Kooperation von über 900 Bibliotheken, Mediotheken und Archiven einen Gesamtbestand von 21 Millionen Werken anbietet.
 
1605.pdf (65.17 KB)

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