Chatten und “youtuben”

1. März 2014
Chatten und “youtuben”

Auf welchen Plattformen bist du im Moment Mitglied? So antworten 186 Kinder zwischen 6 und 12 Jahren auf diese Frage.

Der Junior Web Barometer von Switch zeigt auf, dass Jugendliche zunehmend mit mobilen Geräten online sind. Soziale Netzwerke stagnieren, gross im Trend sind Chat und Video.

Von Balsthal bis Bonaduz, von Burgdorf bis Bischofszell: Wer Jugendliche im öffentlichen Raum beobachtet, erlebt eine Lektion in modernem Mediengebrauch. In der Hauptrolle: das Smartphone. Während 2012 zwei Drittel der Sechs- bis Zwölfjährigen weder ein Smartphone noch ein Tablet ihr Eigen nannten, sank dieser Anteil 2013 auf einen Fünftel. Diese erstaunliche Zahl stammt aus dem Junior Web Barometer, den die Sitfung Switch Ende Januar in seiner fünften Ausgabe vorgelegt hat. Der Junior Web Barometer analysiert das Internetverhalten der Jugendlichen in der Schweiz. Für die aktuelle Untersuchung wurden 511 Jugendliche online befragt (switch.ch). Die Resultate belegen, dass die Internetnutzung – vor allem mit mobilen Geräten – auf dem Vormarsch ist. Mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen sind täglich online. Sind es bei den Sechs- bis Zwölfjährigen 22 Prozent, die mindestens eine Stunde pro Tag surfen, steigt dieser Anteil in der Oberstufe auf 47, bei den 17- bis 20-Jährigen auf 57 Prozent an. Und die beiden älteren Gruppen hinterlassen Spuren im Netz: 80 Prozent der 13- bis 20-Jährigen sind mit Namen, Foto, Geburtsdatum und Hobbys auffindbar.

Dass Jugendliche mehr Daten von sich preisgeben, erstaunt den Zürcher Medienpädagogen Heinz Moser nicht. Er kommentiert die Ergebnisse des Junior Web Barometers in seinem Blog und erklärt, dass ein völlig anonymer Umgang mit “Social Media” gar nicht denkbar sei. Wer beispielsweise auf Facebook jede persönliche Information unterlasse, um nicht erkannt zu werden, habe die Spielregeln sozialer Netzwerke nicht begriffen (www.goo.gl/cYkXhz).
Mit der zunehmend mobilen Internetnutzung geht auch ein Kontrollverlust über die Online-Aktivitäten einher. Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen surft mit dem eigenen Handy oder Tablet, ohne die Eltern um Erlaubnis fragen zu müssen. 30 Prozent tun dies, solange sie wollen, 40 Prozent chatten, mit wem sie wollen und 45 Prozent teilen jeden Inhalt, den sie wollen. Einmal im Netz, wenden sich 13- bis 20-Jährige vor allem Instant-Messenger-Diensten wie “WhatsApp” zu, während bei den Jüngeren Musikvideos auf "YouTube" hoch im Kurs stehen.
Aus Sicht der Medienkompetenz liefert der aktuelle Junior Web Barometer Klarheit: Den Umgang mit der Online-Welt erst in der Oberstufe zu thematisieren, ist zu spät. Die Hälfte der Sechs- bis Zwölfjährigen wünscht sich, besser über die Chancen und Gefahren des Internets informiert zu sein.

Einbezug der neuen Medien tut not
Mehr persönliche Daten im Netz, mehr Zugang ohne Abmachung oder Kontrolle: Auf den ersten Blick wirken die Resultate des Junior Web Barometer beunruhigend. Dagegen helfen zwei Mittel, eines davon – das Verbot – ist kontraproduktiv. Kinder und Jugendliche auf ein Leben in einer digitalen Gesellschaft vorzubereiten, kann nur mit dem Einbezug digitaler Medien funktionieren. Hier schlägt die Stiftung Switch vor, das Angebot für Eltern zu erweitern und Kurse zur Mediennutzung oder zu sozialen Netzwerke anzubieten.

Medienkompetent mit einem Smartphone umzugehen, bedeutet auch, sich mit der Frage der Strahlung auseinanderzusetzen. Einfacher gesagt als getan, widersprechen sich doch wissenschaftliche Forschungsresultate diametral (siehe Die ZEIT, August 2013, www.goo.gl/niy2PH). Kommunikation mit einem Smartphone verursacht Funksignale in Form von elektromagnetischen Mikrowellen – ob man telefoniert, eine SMS verschickt oder im Internet surft. Wie sich diese Strahlung im Besonderen auf die Gesundheit und das Verhalten von Jugendlichen auswirkt, untersucht derzeit die Schweizer Studie HERMES.
In der Schule angekommen ist die Kontroverse um die Folgen von elektromagnetischer Strahlung mit dem Ausbau von WLAN-Strukturen. So verfügen beispielsweise in Appenzell Ausserrhoden 19 von 20 Schulen über ein Funknetz. Damit lassen sich mobile Computer, Tablets und Smartphones im Unterricht wirklich mobil einsetzen. Was beim WLAN-Einsatz im Schulzimmer zu beachten ist, hält die Medienstelle der PH Thurgau kurz und verständlich fest (www.goo.gl/Hxb3nF). Grundsätzliche Auskunft über Strahlenbelastung und gesetzliche Grenzwerte gibt die Broschüre “Elektrosmog in der Umwelt” des Bundesamtes für Umwelt (www.goo.gl/9UmAEY).
 

03_2014.pdf (379.83 KB)

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