Digitale Hilfsmittel wirken sich motivierend auf den Lernprozess aus: Dies ist eine von 15 Hauptaussagen, die Lehrpersonen nach Abschluss des iTEC-Projekts machten.
Wie sieht das Schulzimmer der Zukunft aus? Diese Frage hat die EU in einem gross angelegten Projekt untersucht und dabei den Fokus auf ICT gelegt.
Eine Klasse aus Florenz unternimmt eine virtuelle Reise nach London und tauscht sich mit englischen Jugendlichen aus. Schüler aus Bordeaux interviewen in Video-Konferenzen Experten zum Thema Journalismus und verarbeiten die Ergebnisse multimedial. Eine finnische Schule nutzt Tablets, um Lernaktivitäten zwischen Schülern und Bewohnern eines Altersheims durchzuführen. Diese drei Lernszenarien stehen stellvertretend für das bisher grösste Projekt in Europa im Bereich ICT und Schule: iTEC (Innovative Technologies for an Engaging Classroom). Über 2’600 Klassen aus Europa, der Türkei und Israel beteiligten sich an iTEC; das Ziel lautete, neue, pädagogisch erprobte Szenarien für den Einsatz von ICT im Unterricht zu entwickeln und zu evaluieren. Ende August nun wurde das vom European Schoolnet koordinierte Projekt nach vierjähriger Dauer abgeschlossen (itec.eun.org). Insgesamt hat die Europäische Kommission 9,5 Millionen Euro in iTEC investiert. 26 Institutionen – von europäischen Bildungsministerien über Forschungsstellen bis zu Technologielieferantennahmen – waren involviert. In der Schweiz fungierte educa.ch als Partner. “Projekte an Schulen führten wir in der Schweiz zwar keine durch, aber educa.ch war während der gesamten Projektdauer bei der wissenschaftlichen Begleitung und der Evaluation engagiert”, erklärt Douglas Armendone, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Schweizerischen Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen SFIB. “Darüber hinaus erarbeitete educa.ch die Schweizer Fassung der ‘iTEC Knowledge Map’ und publizierte Artikel zum Fortgang des Projekts.”
Tools, Ideen, Szenarien
Mit dem Abschluss des Projekts liegen nun erprobte Lern- und Unterrichtsaktivitäten sowie Erfahrungsberichte von Lehrpersonen in Form von Videoclips vor. Da sich die ICT-Infrastrukturen und -Konzepte zwischen Norwegen und Italien, zwischen Portugal und der Türkei unterscheiden, war iTEC darauf angelegt, möglichst offene, polyvalent anwendbare Szenarien zu entwickeln und diese nicht an spezifische Soft- oder Hardware zu koppeln. Am Anfang steht immer eine grundlegende Lernaktivität: Erzähl eine Geschichte, entwirf einen Gegenstand, entwickle ein Spiel, beobachte etwas und dokumentiere deine Untersuchung, miss etwas und halte die Resultate fest, sammle Daten in deiner Umgebung, arbeite mit Experten ausserhalb der Schule, lernt in Teams, lerne alleine. Auf einer solchen Aktivität aufbauend, haben Lehrpersonen Szenarien entwickelt, die auf ICT-Werkzeuge zurückgreifen. Alle Szenarien wurden in Klassen durchgeführt und dokumentiert. Einen authentischen Einblick in diese Arbeit vermitteln die zahlreiche Videointerviews mit den Lehrpersonen. Dort kommen Erfolge und Probleme mit digitalen Hilfsmitteln im Klassenzimmer anschaulich zur Sprache (www.goo.gl/qHFt5v). Anleitungen zu den Szenarien sind in der Bibliothek des iTEC-Projekts aufrufbar (itec.eun.org/web/guest/scenario-library).
Nutzung dünn gesät
Was iTEC auch zutage förderte: Unersetzlich ist ICT für europäische Lehrkräfte vor allem in der Unterrichtsvorbereitung. Im Unterricht selber bleibt der Einsatz nach wie vor die Ausnahme und nicht die Regel, dies trotz der inzwischen in vielen Ländern guten Netzinfrastruktur in den Schulen und der relativ hohen Verfügbarkeit von ICT-Werkzeugen.
Geschätzt haben die am Projekt beteiligten Lehrpersonen insbesondere den internationalen Austausch, die interaktive Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen. Damit diese Basis mit dem Abschluss von iTEC nicht einfach wegbricht, hat European Schoolnet für alle interessierten Lehrkräfte eine Community ins Leben gerufen: die EUN-Academy (www.europeanschoolnetacademy.eu). Hier können sich Lehrpersonen für kostenlose Online-Kurse zu “ICT-Szenarien für das Klassenzimmer von morgen” registrieren und ihre Erfahrungen austauschen.
Wer sich einen Überblick über iTEC verschaffen will, findet auf international.educa.ch/de/itec eine Sammlung der wichtigsten Ergebnisse. In Kürze wird dort auch die deutsche Fassung eines Evaluationsberichts aufgeschaltet.