Radiobeiträge, Filme, Zeitungsartikel und Arbeitsblätter: Das E-Dossier Wasser ermöglicht medial reichhaltige Unterrichtsvorbereitung.
Wie sollen sich Lehrmittelverlage und Didaktische Zentren in Zeiten von frei verfügbaren Lernressourcen im Internet ausrichten? Diese Frage diskutierten Experten am dritten Swiss Forum for Educational Media.
„Lernen mit Web-Medien“ lautete das Thema des diesjährigen Swiss Forum for Educational Media (SFEM) in Bern. So offen wie dieser Leitgedanke formuliert war, so gemischt waren die Referate und Workshops. Über 100 Experten tauschten dazu am 19. und 20. November am Institut für Bildungsmedien der PH Bern ihre Erfahrungen aus und erörterten Trends und Neuerungen im internetgestützten Lernen. Für Gerhard Pfander, Leiter des Instituts für Bildungsmedien, zeichnet sich beispielsweise im Bereich der Medienausleihe von Lehrpersonen ein Kulturwandel ab. „Elektronische Medien sind gefragter denn je und spielen eine immer wichtigere Rolle“, erklärte Pfander im Workshop „Unterrichten mit E-Dossiers“. Man sei deshalb daran, viele Inhalte zu digitalisieren, um sie so den Lehrpersonen in gewünschter Form zur Verfügung zu stellen. Dabei will das Institut für Bildungsmedien, die Ausleihstelle Nummer eins für Unterrichtsmedien im Kanton Bern, einen Mehrwert bieten. Ein Resultat dieser Bestrebungen ist das vom Institut entwickelte E-Dossier Wasser, das entsprechende Lernmaterialien flexibler verfügbar macht (www.bit.ly/8k2kOz). Filme, Radiobeiträge, Zeitungsartikel, Arbeitsblätter oder Beilagen: Mit dem E-Dossier stehen viele Lernressourcen zum Download frei, strukturiert in Unterkapitel wie „Allgemeine Grundlagen“, „Wasser als Naturgefahr“, „Wasser und Energie“ oder „Konfliktpotenzial Wasser“. Bei einzelnen Filmen ist bloss eine Vorschau publiziert, da die Verbreitung im Internet nicht erlaubt ist. Hier lag denn auch ein Schwerpunkt in der Experten-Diskussion: Wie können Mediatheken in Zusammenarbeit mit Verlagen und Urheberrechtsgesellschaften die Ausleihe von digitalen Lernressourcen so lösen, dass Lehrpersonen diese auch online beziehen und nutzen können? Einig war man sich, dass es hierzu eine schweizweite Lösung braucht, da kaum ein Lehrmittelverlag an Verträgen mit einzelnen Kantonen interessiert sein wird.
Neben der gestiegenen Nachfrage nach elektronischen Medien zeigte Gerhard Pfander einen nächsten Trend in der Medienausleihe auf: „Die Lehrer als Kunde wird zum Co-Produzenten, kombiniert seine selber entwickelten Unterlagen mit den elektronischen Medien und setzt diese variabel ein.“ Auch dieser Entwicklung werde man mit E-Dossiers gerecht, da sie offen für eigene Inhalte seien und stetig aktualisiert würden. In Planung sind für das kommende Jahr E-Dossiers zu den Themen Klimawandel und Tourismus. Weitere Workshops drehten sich um interaktive Whiteboards und ihre Nutzung im Klassenzimmer, Mobile Learning oder „Educational Landscapes“, strukturierte Themensammlungen im Internet, die individuelle Lernwege ermöglichen sollen. Informationen und Unterlagen zu den einzelnen Präsentationen finden sich auf www.educationalmedia.ch.
Neu an der WORLDDIDAC
Die nächste Ausgabe des Swiss Forum for Educational Media findet im Rahmen der WORLDDIDAC statt. Für Hanna Muralt-Müller, Präsidentin der Schweizer Stiftung für audiovisuelle Bildungsnagebote und Organisatorin des SFEM, hat diese Neuausrichtung mehrere Gründe. „Wir wollen näher zu den Lehrmittelproduzenten und –verlagen hin, um so den Diskurs um neue Technologien in der Bildung auf dieser Ebene zu intensivieren. Gleichzeitig ist die Einbettung in die WORLDDIDAC auch für Lehrpersonen, die das SFEM besuchen möchten, attraktiver.“ Die Ausgabe 2010 werde sich auf „Educational Trends“ fokussieren, erläuterte Muralt Müller. Wie man Trends auf die Spur kommt, machte an der diesjährigen Ausgabe des SFEM Peter A. Gloor deutlich. Gloor forscht am Massachusetts Institute of Technology im Bereich der kollektiven Intelligenz. Er hat eine Technologie entwickelt, die aufgrund von Datenanalyse im Internet Trends aufzuspüren versucht (www.bit.ly/6aEf6d). Mithilfe seiner Software können Daten in Echtzeit analysiert und somit Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen gezogen werden. Es sei zwar „kein Blick in die Glaskugel, aber doch eine zukunftsgerichtete Information“, die man so aus dem Internet gewinnen könne, sagte Gloor.
Bereits im April 2009 hatten sich in Winterthur über 70 Experten aus Bildung und IT mit Neuerungen im digitalen Lernen auseinandergesetzt. Die daraus resultierenden 10 Top-Trends sind auf www.ssab-online.ch (Rubrik: Educational Trendspotting) dokumentiert. Kreative Kompetenz, vom Schulmeister zum Coach, Individualisierung und Ökonomisierung des Lernens: Diese Begriffe dominieren den Trendbarometer und dürften auch am SFEM 2010 ein Thema werden.